Marinen

Mari-ne (franz., vom lat. marinus, "das Meer angehend"), Gesamtname für diejenigen Einrichtungen, welche ein Seeuferstaat besitzt, um Seehandel zu treiben und denselben zu schützen. Hiernach unterscheidet man eine Handels- u. eine Kriegsmarine. Unter M. schlechtweg versteht man meistens nur die Kriegsmarine.

Unterkategorien

  • Britische Marine

    England war über viele Jahre die treibende Kraft im Kampf gegen Napoleon Bonaparte. Die geografische Lage und die Royal Navy reichten aus, um eine Invasion zu vermeiden. Durch die Alleinherrschaft auf den Weltmeeren war es England jederzeit möglich auf die Rohstoffe der Kolonien zurückzugreifen. Natürlich hatte die von Napoleon verhängte Kontinentalsperre Auswirkungen auf die englische Wirtschaft, doch diese Sperre war niemals so lückenlos, wie es sich der französische Kaiser gewünscht hatte. Auch wenn England in den ersten Jahren nur mit wenigen Soldaten auf dem Festland einschritt, so wurden dennoch viele europäische Truppen mit englischem Geld finanziert. Erst nach Napoleons Feldzug gegen Portugal und das vormals befreundete Spanien konnte ein erfolgreicher Brückenkopf für die britischen Truppen geschaffen werden. Unter dem Kommando des Herzogs von Wellington gelang es der disziplinierten Armee Napoleon schwere Schläge zu versetzen. Die Kommandanten der Royal Navy scheuten nie einen Kampf. Wurde ein gegnerisches Schiff ausgemacht, folgte die Schlacht unmittelbar. Die Engländer versuchten in den meisten fällen das generische Schiff schnell zu zerstören. Hauptziel war der Rumpf, denn die Splitterwirkung hatte verheerende Auswirkung auf die Besatzung und gleichzeitig wurde die Feuerkraft deutlich reduziert. Dies erklärt auch die teilweise enormen Unterschiede der Verlustmeldung nach Duellen zwischen Engländern und Franzosen.

  • Französische Marine

    Louis-Philippe CrépinDer Ausbruch der französischen Revolution erschütterte ganz Europa. Das absolutistische Herrschaftssystem war am Ende und konnte den Massen auf den Straßen nichts mehr entgegensetzen. Sorgenvoll betrachteten die europäischen Königshäuser die Entwicklung in Frankreich. Mit der Hinrichtung von Ludwig XVI und seiner Königin Marie-Antoinette bekam diese Abneigung eine neue Qualität. Man wollte nicht länger dem Treiben in Frankreich zusehen und setzte seine Truppen in Bewegung. Doch die hoch motivierten Soldaten der jungen Republik dachten nicht daran, die erreichten Ziele so schnell wieder zu verlieren. Jahre lange Auseinandersetzungen im In- und Ausland folgten, bis ein junger Korse namens Napoleon Bonaparte die Bühne betrat. In kürzester Zeit brachte er Ordnung ins Land und stabilisierte den Staat, die Finanzen und das Militär. Er erklärte die Revolution für beendet und leitete die große Zeit des französischen Imperiums ein. Die Franzosen wussten, dass die Meere den Engländern gehörten. Die maritimen Unternehmungen wurden immer denen an Land untergeordnet. Spätestens nach der Schlacht bei Kap Trafalgar war Napoleon Bonaparte klar, dass er England nur an Land schlagen konnte. Die französischen Kommandanten verfolgten die Taktik, den Gegner manövrierunfähig zu schießen um dann den Gnadenstoß zu versetzen, daher waren die Hauptziele Segel und Rigg des Schiffes.

  • Spanische Marine

    Spanien galt im ausgehenden 18. Jahrhundert noch immer als Weltmacht, war bei näherem Hinsehen jedoch nur noch ein Riese auf tönernen Füßen. Dieselbe Einschätzung gilt für die spanische Marine, die noch immer das Hauptinstrument der spanischen Krone war, um ihr weltumspannendes Imperium zusammen zu halten.
    Nominell galt die spanische Marine zu beginn der französischen Revolution als die drittstärkste Marine der Welt und soweit es die reinen Zahlen betrifft, war diese Einschätzung auch korrekt. Tatsächlich litt auch sie jedoch unter der Misswirtschaft, die das gesamte spanische Staatswesen zerfraß. Dementsprechend war der vorhandene Schiffsbestand nur teilweise einsatzbereit und Neubauten flossen der Marine kaum zu. Hinzu kamen personelle Probleme, die sich besonders in der schmählichen Niederlage bei Kap St. Vincent widerspiegelten.
    Keine andere Seemacht verfügte über so wenige Seeleute aus der Handelsschifffahrt, so dass der Anteil von Landratten an den Schiffsbesatzungen außergewöhnlich hoch war. Das Offizierskorps befand sich ebenfalls in einem schlechten Zustand. Beförderungen wurden eher nach Herkunft oder Geldbeutel als nach Können ausgesprochen, so dass große Teile des Offizierskorps unfähig und viele gute Offiziere desillusioniert waren.
    Die Katastrophe bei Trafalgar am 21. Oktober 1805 bedeutete schließlich das Ende der spanischen Seemacht, die sich im Gegensatz zur französischen Marine niemals wieder von den dort erlittenen Verlusten erholen sollte und in der Bedeutungslosigkeit versank.

  • Marine der USA

    Die junge Nation interessierte sich lange Zeit nicht für die Weltmeere und beschränkte sich beim Wachstum auf den Westen des gewaltigen Kontinents. Kriegsschiffe wurden erst vom Kongress beauftragt und gebaut, wenn ein wirklicher Bedarf vorhanden war. Und auch dann beschränkte man sich auf den Bau von wendigen Fregatten, welche allerdings deutlich schwerer gepanzert waren als ihre britischen Vorbilder. Aus den napoleonischen Kriegen hielten sich die USA weitgehend heraus, auch wenn es um die Jahrhundertwende den „Quasi-Krieg“ mit dem revolutionären Frankreich gab. Dieser nie erklärte Krieg diente als Hintergrund für spannende Szenarien entlang der amerikanischen Küste. Der „Nonintercourseact“ verbot später amerikanischen Schiffen den Verkehr mit Frankreich und England und sperrte zugleich die eigenen Häfen für Schiffe dieser Staaten. Im Krieg von 1812 eskalierte ein Konflikt zwischen England und den USA. Die Engländer nahmen sich das Recht heraus, jedes Schiff nach englischen Deserteuren durchsuchen zu dürfen. Napoleons katastrophaler Russlandfeldzug gab England genug Sicherheit um einen Teil seiner Aufmerksamkeit auf die ehemalige Kolonie zu richten.