II. Kommunikation
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- Kategorie: Technik
- Veröffentlicht: Donnerstag, 07. Oktober 2010 12:14
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Kommunikation
Kommunikation
In der Geschichte der Nachrichtenübermittlung ist man schon sehr früh auf die Idee gekommen Informationen über optische Signale zu versenden. Bereits in der Antike nutzte man Rauchzeichen oder Fackeln um Nachrichten über weite Strecken zu übermitteln. Die Römer nutzen entlang ihrer befestigten Grenzen ebenfalls Rauchzeichen um den Kontakt zwischen den Wachposten herzustellen.
Mit der Entwicklung des Fernrohrs wurde die optische Telegrafie wieder interessant. Bereits 1684 wurde in London ein Konzept vorgelegt um mit Hilfe mechanischer Geräte den Versand von Nachrichten zu optimieren. Aufgrund von technischen Problemen konnte man den Apparat leider nicht realisieren. Der französische Techniker Claude Chappe entwickelte mit seinen Brüdern ein Konzept für einen optischen Signalturm. An einem hohen Mast wurde dazu ein in der Mitte befestigter Querbalken (Regulator) montiert. Dieser Querbalken hatte an jedem Ende wiederum einen beweglichen Querbalken (Indikator) installiert. Über ein komplexes System aus Hebeln, Seilen und Gewichten konnten fast 200 Worte übermittelt werden.
1792 konnte er die Nationalversammlung davon überzeugen, eine 70 Kilometer lange Teststrecke zu bauen. Die Testinstallation kostete 6000 Franc. Innerhalb weniger Minuten konnte über die Distanz eine Nachricht und die Antwort verschickt werden.
Der Test lief erfolgreich und bereits zwei Jahre später wurde die 270 Kilometer lange Strecke zwischen Paris und Lille fertig gestellt. Die Baukosten für die 15 Stationen betrugen 58.400 Franc. Die Übertragungszeit eines Zeichens auf diese Strecke lag bei unglaublichen 2 Minuten. Das Militär erkannte sehr schnell die Vorteile dieses Systems und in den folgenden Jahren wurden fast alle großen französischen Städte an das System angeschlossen.
Um 1800 gab es von Paris aus in jede Himmelsrichtung eine Nachrichtenlinie. Sogar in die eroberten Gebiete sollte gesendet werden, auch wenn einige dieser Linien erst 1814 fertig gestellt wurden. Mit dem Praxistest kamen auch die Verbesserungen. So wurden mehr Gelenke installiert, um schneller senden zu können, und die Balken wurden verlängert. Um auch bei schlechtem Wetter auf Sendung zu bleiben, wurden in kürzeren Abständen Hilfsstationen eingerichtet.
Die verschiedenen Stationen wurden in "Divisionen" aufgeteilt. Zwischen diesen Divisionen wurden die Nachrichten decodiert, so dass selbst die Mitarbeiter in den Stationen nicht die volle Nachricht entschlüsseln konnten.
1812 wurden mobile Semaphoren entwickelt, die noch ein halbes Jahrhundert später im Krimkrieg eingesetzt wurden. Auf dem Höhepunkt dieser Technologie wurden die wichtigsten französischen Städte über fast 5.000 Kilometer und 556 Stationen miteinander verbunden. Insgesamt benötigte dieses System etwa 1.000 Arbeiter.
Das Ende der Semaphoren kam mit der Einführung der elektrischen Telegraphie.
Etwa zur gleichen Zeit wie Chappe, entwickelte Abraham Niclas Edelcrantz in Schweden ein dem britischen System ähnelndes System für die Übertragung von optischen Nachrichten über große Distanzen. Anders als bei dem britischen Six-Shutter-System, wurden in Schweden die Nachrichten mittels einer 3x3-Felder großen Matrix dargestellt, später wurde ein zusätzliches Element über die Matrix gesetzt. Die Premiere des Systems erfolgte 1794 mit der Übertragung eines Geburtstagsgrußes für den schwedischen König. Die Nachricht wurde in kürzester Zeit aus dem Palast in Stockholm zum König nach Drottningholm gesendet.
Wie bereits zuvor in Frankreich und England, erkannte man schnell den militärischen Nutzen dieses Systems und Verband wichtige Orte mit der schwedischen Hauptstadt. Schon bald waren alle wichtigen Verteidigungsanlagen um Stockholm herum mit dem System angeschlossen. Dann erfolgte der Ausbau nach Grisslehamn und Åland. Wenig später wurden Gothenburg und Marstrand sowie Helsingborg und Karlskrona miteinander verbunden. Nach Frankreich war Schweden damit das zweite Land, das ein großes optisches Nachrichtennetzwerk vorweisen konnte.
Mit dem Ausbruch des Krieges gegen Russland im Jahr 1808, wurde das System an der schwedischen Ostküste ausgebaut. Bereits ein Jahr später, nach der Niederlage Schwedens und dem Abschluss des Vertrags von Fredrikshamn, wurden diese neuen Linien kaum noch genutzt und deaktiviert. Erst in den 1830er Jahren, wurden die Verbindung zwischen Stockholm, Gothenburg und Karlskrona wieder ausgebaut. Die letzte schwedische Telegraphenstation wurde 1881 geschlossen.
Experimentelle Systeme
Schon recht früh war man sich bewusst, dass der beste Platz für ein Loch im Rumpf unter der Wasserlinie lag. Bereits 1801 gelang es Robert Fulton eine frühe Variante eines Torpedos zur Explosion zu bringen. Sein U-Boot Nautilus, konstruiert zwischen 1793 und 1797, versenkte mittels einer nachgeschleppten Schießpulver-Ladung, die er nach dem lateinischen Wort für Zitterrochen Torpedo nannte, einen Schoner.
Dieser Torpedo, auch als Wasserschlag bestand aus einem kupfernen mit Pulver angefüllten Zylinder, der in einem hölzernen, mit Kork angefüllten Kasten verschlossen und mit einem blechernen Gehäuse verbunden war. In diesem Gehäuse befand sich ein Flintenschloß , das mittelst eines gabelförmigen Schwengels losgedrückt werden konnte und die Ladung des Zylinders zündete. Ein kleiner Anker verhindert das Abtreiben des Torpedos durch die Strömung und ein Gewicht versenkt ihn unter den Wasserspiegel. Ein darüber segelndes Schiff berührte den Schwengel und durch das Abdrücken des Flintenschlosses detonierte die Ladung.
Obwohl die Versuche mit der Nautilus vielversprechend verliefen, konnte Napoleon weder für U-Boote noch Torpedos gewonnen werden. Fulton brach seine Versuche in Frankreich ab und entwickelte für die Royal Navy in England ein neues U-Boot. Nach der Schlacht von Trafalgar wurde das Projekt eingestellt und Fulton verließ England im Jahr 1806.
Tatsächlich soll 1811 bereits Henri Joseph Paixhans (1783-1854), der später die die Granatkanonen entwickelte, ein raketengetriebenes "Boot" mit einer Sprengladung am Bug entwickelt haben. Die Versuche wurden aber 1812 abgebrochen. Danach, besonders in der Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs, gab es immer wieder Versuche mit am Grund oder am Bug befestigten Torpedos. Diese hatten jedoch mehr Ähnlichkeit mit Unterwasserminen.
Automobile Torpedos wurden seit den 1850er/60er Jahren durch Luppis/Whitehead entwickelt. Das erste (oder zumindest eines der ersten) regelrechte Torpedoboot exisitert noch: das 1873 für Norwegen von Thornycrost gebaute Boot "Rap". Es hatte noch keine Torpedorohre, sondern an jeder Seite je ein Paar Davits, mit denen die Whitehead-Torpedos lanciert wurden. Abschließend lässt sich sagen, dass die Torpedos im Seekrieg gegen Napoleon keine Rolle spielten. Erst ab dem ersten Weltkrieg stand der Begriff Torpedo für die uns bekannte Unterwasserwaffe mit eigenem Antrieb.