Deane's Doctrine of Naval Architecture, 1670

Titel: Deane's Doctrine of Naval Architecture, 1670

Autor: Lavery (Ed.)

Verlag: Conway Maritime Press 1981

ISBN: 0851771807

Umfang: 128 Seiten

 

Deane's Doctrine of Naval Architecture, 1670. Edited and introduced by Brian Lavery. Conway Maritime Press 1981 (reprinted 1986). 128 Seiten, sw-Abbildungen, Zeichnungen.

Sir Anthony Deanes "Lehre vom Schiffbau" ist ein Manuskript des Schiffbauers, das sich in den Papieren des bekannten Politikers und Tagebuchschreibers Samuel Pepys befand; dieser war ein Förderer Deanes gewesen. Die "Doctrine" ist in ihrer Zeit niemals gedruckt erschienen.
Die Einleitung Laverys schildert Leben, Wirken und Umfeld Sir Anthony Deanes und ist in die Abschnitte "Deane's Career", "Deane's Ships" und "Deane's System" eingeteilt. In letzterem betrachtet Lavery die Stellung Deanes und seiner Schrift in der Schiffbaukunst. Lavery betrachtet die Zeit um 1670 als eine der Veränderung, in welcher sich der Schiffbau langsam von einem mittelalterlichen Handwerk zu einer modernen Wissenschaft wandelte. Dieser Einleitung folgt die Trankskription des Manuskripts inklusive der Zeichnungen zur Konstruktion. (S. 33-113).

Part 1 Arithmetic. Erläutert grundlegende geometrische Verfahren.

Part 2 Hull Design. Dies ist sicher der für die meisten Leser interessanteste Teil, der die zeichnerische Entwicklung des Schiffskörpers aus gegebenen Parametern beschreibt.

Part 3 Rigging. Erläutert die Formeln und Verhältniszahlen zur Ermittlung der Abmessungen von Rundhölzern und Durchmesser von Tauwerk und beinhaltet eine große Zahl von Tabellen für Schiffe des 1. bis 6. Ranges.

In diesem Teil befindet sich noch eine Tabelle aller Schiffe der Royal Navy, welche "the Price of the ship's hull, the number of all stores and men, rigging, victualling, and wages, and full charge for six months readey fixed for sea" auflistet.


Den Plänen der "Doctrine" hätte es gut bekommen, größer abgedruckt zu werden.
In einem Appendix befinden sich weitere Dokumente (Zerter für ein Schiff 3. Ranges, ein Bericht über die Warspite, Schnitzwerk eines 3rd rate).

Nun zum letzten Teil des Buchs, den ich etwas ausführlicher beschreibe, da mich die Rekonstruktion im letzten Abschnitt vorgenommene Rekonstruktion der Resolution besonders interessierte. Lavery schildert kurz die Geschichte dieses 70-Kanonen-Schiffs, das nach seiner Einschätzung das erfolgreichste Schiff Deanes. Die zeichnerische Rekonstruktion des Schiffs erfolgt anhand der überlieferten Daten und der in der "Doctrine" dargestellten Konstruktionsmethoden.

Was dabei herauskommt, zeigt vor allem die allgemeine Auslegung des Schiffs und seiner Takelage, konstruktive Details und Ausrüstung kaum bzw. gar nicht. Zeichnungen der Linien (bis auf die Wasserlinien) und die Decks erscheinen auch in Laverys Werk "Ship of the Line", Bd 1, S. 24/25.

Schlecht ist, daß im vorliegenden Werk die Linien er Resolution viel zu klein abgedruckt sind, so daß die Spanten mittschiffs im oberen Bereich teilweise nicht mehr einzeln zu erkennen sind. Zudem ist unvernünftigerweise- wie auch bei der ansonsten wenigstens deutlicher erkennbaren Abdruck der Zeichnungen in "Ship of the Line"- der Heckspiegel auf den Spantriß gezeichnet, so daß man die Oberauflanger des Achterschiffsbereichs überhaupt nicht sehen kann. Die rekonstruierten Zeichnungen der Resolution vermitteln einen guten Eindruck des Schiffs, wären aber als Modellbauunterlagen unzureichend. Wer das Buch ausreichend verinnerlicht hat, mag vielleicht alles Fehlende selbst hinzu konstruieren können.

Wer diesen dünnen Band antiquarisch erwerben möchte, sollte unbedingt darauf achten, daß der Umschlag vorhanden bzw. gut erhalten ist, denn darauf befindet sich ein Profil der Resolution mit den rot eingezeichneten Decks, das im Buch selbst nicht enthalten ist (auch nicht in sw-Version).

Deanes "Doctrine" ist sicherlich eine der wichtigsten Schriften der Schiffbaugeschichte und wird jedem, der sich mit dem Seewesen und Schiffskonstruktion der Zeit begegnet, immer wieder begegnen. Dieses Werk der interessierten Öffentlichkeit in der vorliegenden Ausgabe zugänglich zu machen, war sehr verdienstvoll, und die herausgeberische Arbeit Brian Laverys ist selbstverständlich höchst kompetent. Der einführende Teil und der Appendix sind gut mit zeitgenössischen Darstellungen und Fotos alter Modelle illustriert. Nur der Teil des Buchs über die Rekonstruktion der Resolution scheint mir an heutigen Maßstäben gemessen etwas mager und die Ausführung bzw. Reproduktion der Zeichnung ist im oben erwähnten Fall des Spantrisses schlampig.

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