Portsmouth

Die Hafenstadt Portsmouth liegt an der Südküste Englands und kann auf eine sehr lange Marinetradition zurückschauen. Dies liegt nicht zuletzt an der guten Lage, denn Portsmouth findet sich auf der Halbinsel Portsea Island an der Mündung des Solent in den Ärmelkanal.

Bereits die Römer nutzen die günstige Lage als Tor zur englischen Insel, der große Hafen war bei ihnen als „Portus Magnus“ bekannt, und errichteten in der Nähe die erste Festung.

Im 12. Jahrhundert gegründet und durch Richard I. mit Stadtrechten versehen entwickelte sich Portsmouth mal schneller, dann wieder langsam. Obwohl die englische Marine bereits sehr wichtig war, sollte es noch dauern bis die Flotte, und damit auch Werftanlagen, systematisch ausgebaut werden sollten und jeder Herrscher setzte unterschiedliche Prioritäten.

Heinrich VII. erhob Portsmouth schließlich zur wichtigsten Werft seiner Flotte und ordnete den Bau des ersten Trockendocks der Welt an. Sir Reginald Bray, der auch für die “Heinrich VII. Kapelle” in Westminster verantwortlich war, entwarf das für seine Zeit innovative Dock. Portsmouth entwickelte sich jetzt immer rascher und viele Handwerker siedelten sich rund um die Werft an.

Nach der offiziellen Gründung der Royal Navy wurde Portsmouth zum „Royal Dockyard“ erhoben. In den folgenden Jahren wurde die Werft erheblich ausgebaut. Das große Bassin und sechs Trockendocks wurden angelegt.

Berichte bezeugen, dass Portsmouth eine der modernsten und effektivsten Produktionsstätten seiner Zeit war. Umso schwerer trafen die großen Brände 1760 und 1770 die Werft und zerstörten große Teile der Anlage. Und das zu einer Zeit, als die „Wooden Walls“ für England extrem wichtig waren.

Von der Mitte des 18. Jahrhunderts an befand sich England fast ständig im Krieg. In der Zeit der großen Segelschiffe, vor allem während den napoleonischen Kriegen, wurde Portsmouth zum weltgrößten zusammenhängenden Industriekomplex und damit natürlich auch zum Ziel des Feindes. Als im Januar 1804 HMS Patriote im Dock Feuer fing und verbrannte, war die Aufregung groß und tatsächlich konnte ein Spion dafür verantwortlich gemacht werden. Dieser Zwischenfall führte nicht nur zu höheren Sicherheitsvorkehrungen, sondern auch zur Aufstellung einer eigenen Feuerwehreinheit in der Werft. Seit dem kam es auf der Werft zu keinen nennenswerten Brandfällen.

Bereits 1802 wurde eine Industriemühle mit Dampfkraft angetrieben und die neue Technik machte auch vor den Schiffen nicht halt. 1829 lief mit HMS Fox die erste Schraubenfregatte vom Stapel. Mit der Entwicklung der Dampfschiffe wurde die Werft ein weiteres Mal vergrößert. 1882 wurde hier das erste Stahlschiff, HMS Colossus, ins Wasser gelassen. Elektrik und Eisenverarbeitung wurden auch in Portsmouth immer wichtiger.

Während des 2. Weltkriegs wurde die Stadt mehrfach von deutschen Bombern heimgesucht, dabei wurde ein großer Teil der Altstadt zerstört. Nur ein kleiner Teil rund um den Hafen wurde restauriert.

Nach den beiden Weltkriegen ging die Beschäftigung auf der Werft ständig zurück. 1967 wurde mit der Fregatte HMS Andromeda das letzte Schiff zu Wasser gelassen.

Noch heute ist Portsmouth der wichtigste Hafen der Royal Navy. Etwa die Hälfte der Flotte ist dort stationiert, auch wenn der Titel „Royal Dockyard“ seit 1984 nicht mehr getragen wird. 1985 sicherte die Regierung den Erhalt der historischen Werft und übergab die Verantwortung an den „Portsmouth Naval Base Property Trust“. Dieser Teil der Werft kann heute besucht werden.