HMS Grasshopper (1:700)
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- Kategorie: Modelle
- Veröffentlicht: Sonntag, 22. August 2010 20:27
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Brigg-Sloop HMS Grasshopper, eine Bauanleitung von Lars Scharff
Original
HMS Grasshopper war ein Brigg-Sloop der Cruizer-Klasse. Diese Klasse war eine Weiterentwicklung früherer 18-Kanonen-Sloops. Das Typschiff Cruizer wurde 1797 nach einen Entwurf von Sir William Rule gebaut. Auf dem gleichen Rumpf basierten auch die gleichzeitig gebauten Schiffs-Sloops Snake und Victor. Die Brigg bewährte sich, und bis 1815 wurden insgesamt 106 Schiffe nach ihrem Entwurf bestellt, was die "Cruizer"- Sloops zur größten je gebauten Klasse von Segelkriegsschiffen machte. Der Entwurf wurde in den Niederlanden und Russland kopiert. Noch 1844/45 war ein Schiff dieser Klasse - eine spätere, 1818 gebaute Cruizer - Teil eines Versuchsgeschwaders von Sir William Symonds und war den jüngeren Brigg-Sloops vor dem Wind überlegen. Der Einsatzzweck dieser Sloops waren Kreuzeraufgaben wie Aufklärung, Handelsstörer und Geleitschutz, sowie Versorgung, Nachrichtenübermittlung und Küstenschutz.
HMS Grasshopper war auf dem Oberdeck 30,48 m lang und 9,31 m breit. Sie verdrängte bei einem Tiefgang von 3,05 m 383 ts und hatte eine Besatzung von 121 Mann (28 davon Marinesoldaten).
Bewaffnung
16 x 32-Pfünder Karronaden
2 x 6-Pfünder Kanonen
HMS Grasshopper wurde 1806 von Richards & Davidson in Hythe, Hampeshire gebaut. Anschließend wurde sie zur Durchsetzung der Kontinentalsperre in den Napoleonischen Kriegen eingesetzt. Hierbei kaperte die Grasshopper gemeinsam mit der 36-Kanonenfregatte Renomée am 6.11.1807 bei Cartagena ein spanisches und ein französisches Handelsschiff und am 11.12.1807 die spanische 12-Kanonenbrigg San José. Im Jahr darauf griff sie am 4.4.1808 gemeinsam mit der 38-Kanonenfregatte Alceste und dem 28-Kanonensloop Mercury nördlich von Cadiz einen spanischen Geleitzug an, der von 20 Kanonenbooten und Küstenbatterien gesichert wurde. Eine Küstenbatterie wurde zerstört, zwei Kanonenboote versenkt, mehrere zur Strandung gezwungen und sieben Schiffe des Konvois gekapert. Am 23.4.1808 griff Grasshopper gemeinsam mit der Rapid (14 Kanonen) einen Konvoi aus Südamerika an und kaperte zwei spanische Handelschiffe und zwei Kanonenboote. Zwei weitere Kanonenboote wurden zum Stranden gebracht. Am 24.12.1811 fuhr sie mit dem 74-Kanonen-Linienschiff Hero und dem Transporter Archimedes aus Göteborg kommend in einen schweren Sturm, wobei die Hero und der Transporter vor Texel strandeten und vernichtet wurden. Im gleichen Sturm sinken vor Jütland auch das 98-Kanonen-Linienschiff St. George und das 74-Kanonen-Linienschiff Defence. Grasshopper hatte mehr Glück und wurde unbeschädigt über die Sandbänke getrieben, musste sich aber der niederländischen Flotte ergeben.
In niederländischen Besitz - genauer im Besitz der Batavischen Republik, eines französischen Vasallenstaats - blieb sie wegen der britischen Blockade inaktiv. Im Januar 1813 wurde sie in Irene umbenannt, wobei ein Namenstausch mit einer 6-Kanonenschulbrigg erfolgte. Nachdem die Niederlande 1814 wieder unabhängig wurde, wurde die Irene für Geleitfahrten nach Spanien und ins Mittelmeer und die Wiederinbesitznahme der Kolonien in Westindien verwendet. Im Oktober 1819 wurden sie erneut in den diesen Kolonien gegen Aufständische auf Sumatra eingesetzt, wobei sie gemeinsam mit der Wilhelmina (44 Kanonen), Eendragt (20 Kanonen), Ajax (20 Kanonen) und mehreren kleineren Schiffen den Fluss Palembang hoch segelte, aber sie gemeinsam mit den anderen Schiffen nach schweren Verlusten zurückziehen und auf eine Blockade der Küste beschränken musste. 1821 wurde Irene zurück in die Niederlande beordert und 1822 in Vlissingen abgewrackt.
Modell
Ich habe mich für dieses Brigg-Sloop entschieden, um am ihm zu erproben, ob die Galion eines Schiffes um 1800 im Maßstab 1/700 darstellbar ist. Diese Sloops waren sehr einfach gebaut, die frühen Schiffe der Cruizer-Klasse hatten aber eine richtige Galion (die späteren Schiffe hatten eine vereinfachte Version). Den Bau begann ich auf der Grundlage von einer Zeichnung in "The Story of Sail". Ich habe aber dann die Pläne aus der Anleitung der HMS Snake von Caldercraft und des Buches über die Irene von Petrejus, sowie Photos gebauter Modelle benutzt. Ich versuche die Grasshopper im Zustand vor der Erbeutung darzustellen. Die niederländische Marine hat die Irene modifiziert, z.B. mit erhöhten Schanzkleidern, Stückpfortendeckeln und einer Galionsfigur.
Der Rumpf
Der Rumpf baut auf zwei 1 mm dicken Polystyrol-Platten auf.
Diese wurden in Form geschnitten und geschliffen. Achtern wurde Plastikmaterial montiert und auf dieses dann eine 0,5 mm Platte als Deck montiert, so dass der Decksprung dargestellt werden konnte. Dies wurde dann verspachtelt.
Darauf wurde dann der Wassergang/Schandeckel aus 0,13 mm Plastikplatten montiert.
Auf diese wurde dann aus 0,5 mm dicken Platten das Schanzkleid montiert, wobei Aussparungen für das Bugspriet und die Stückpforten gelassen wurde. Bei den Stückpforten empfiehlt es sich ein Muster zu benutzen, um einen gleichmäßige Größe der Stückpforten zu ermöglichen.
Auf diese wurde ein langer Streifen aus 0,5 mm dicken Plastik montiert, um das Schanzkleid nach oben abzuschließen.
Anschließend wurde das Schanzkleid verspachtelt.
Vorne und achtern wurden dann aus 0,5 mm Plastikplatten das Back- und Achterdeck eingesetzt. Dabei wählte ich die kurze Variante des Backdecks, während bei Irene dann das Backdeck bis zum Fockmast ging. Ich gehe davon aus, dass die lange Variante ein Teil der Modifikationen durch die niederländische Marine war. Vorne wurde aus einer 0,5 mm Platte das Scheg dargestellt.
Die obere Galionsregel stellte ich kombiniert mit dem Galionsgrätings aus einer 0,25 mm dicken Platte dar. Die untere Galionsregel stellte ich vereinfacht ebenfalls aus einer ebenso dicken Platte dar. Auf dem Photo ist auch schon das Bugspriet aus einem 0,7 mm dicken Plastikrundstab montiert.
Die Barkhölzer habe ich mittels eines 0,13 mm dicken Plastikstreifens hergestellt.
Die Galionsspanten bestehen aus gezogenen Gießästen. Hier ist ein Konstruktionsfehler meinerseits zu sehen. Die untere Galionsregel sitzt zu tief. Die Galionsspanten sollten auf der Höhe der Oberkante des Barkholzes enden.
Die Galion wurde mit der Verbindung der oberen Galionsregel mit dem Ankerkranbaum fertig gestellt. Diese wurde aus einer gebogenen 0,25 mm dicken Plastikplatte hergestellt.
Parallel wurde das Deck mit Revell 88 bemalt, worauf dann mit Buntstiften die Deckstruktur imitiert wurde. Hier ist das Deck allerdings noch zu grün. Diverse Luken/Lüfter, der Niedergang und das Gangspill sind auch bereits montiert. Letzteres besteht aus einem Plastikstab, der entsprechend zurecht geschliffen wurden.
Kanonen, Boote etc.
Die Grasshopper hatte 16 15,9 cm (32-Pfünder Karronaden) und zwei 8,3 cm (6-Pfünder Jagdgeschütze). Die Lafetten für die Karronaden bestehen aus zwei 0,25 mm dicken Plastikplatten. Die Lafetten der 6-Pfünder setzen sich aus zwei ca. 0,4 mm dicken gezogenen Gießästen für die Achsen/Räder und zwei 0,13 mm dicken Platten für die eigentliche Lafette zusammen.
Die Lafetten habe ich rotbraun bemalt (Humbrol 100). Die Rohre sind aus Messing und Sonderanfertigungen von Burkhardt Masch Kleinserien. Die Rohre habe ich schwarz bemalt. Besser dürfte eine Brünierung für Messingteile sein, da mit dieser kein zusätzlicher Farbauftrag auf die winzigen Rohre kommt.
Als weitere Details an Deck habe ich achtern ein Steuerrad aus diversen Plastikresten und die Betings zwischen den Masten (und später noch auf dem Vorderdeck) montiert. Die Betinge sind aus 0,25 mm dicken und 0,5 mm breiten Polystyrolstreifen, wobei ich jeweils zwei solcher Streifen für eine Betingsäule zusammengeklebt habe.
Laut Petrejus hatte die Grasshopper eine 24-Fuß-Barkasse, eine 20 Fuß-Barkasse und eine 18-Fuß-Jolle. Die Boote stammen aus einem Set von Modelkrak. Die kleinere Barkasse ist eine gekürzte Version eines der beiliegenden Boote. Die anderen beiden habe ich unverändert übernommen. Die Jolle habe ich achtern an Davits gehenkt. Die große Barkasse kam auf das Deck zwischen den Masten. Die kleine Barkasse habe ich oben auf die Reservespieren gesetzt. Diese Anordnung gab es z.B. auf HMS Endeavour und der russischen Brigg-Sloop Merkurij und sie erschien mir logisch, um die drei Boote auch unterzubringen. Die Reserverspieren setzen sich aus Ersatz für die Großstenge, die Fockstenge, eine Bramstenge, die Großrah, Fockrah, Großmarsrah, Fockmarsrah und den Klüverbaum zusammen.
Dazu kamen noch zwei Pumpen aus gezogenen Gießästen (Pumpenschaft und -schwengel), die ich hinter den Großmast aufgestellt habe, die aber kaum sichtbar sind.
Folgende Anker sind an Bord: ein Buganker (auf der Back) und zwei Stromanker (an der Fockrüste) an backbord und ein Vertäuanker (auf der Back) und der Pflichtanker (an der Fockrüste) an steuerbord. Diese bestehen aus gezogenen Gießästen bzw. sehr dünn abgeschnittenen Plastikplatten.
Noch besser könnte man ein solches Schiff detaillieren, wenn man z.B. ein geätztes Steuerrad zur Verfügung hätte. Für die Geschützrohre bieten sich eben gedrehte Messingteile an, die die meisten aber nicht selbst herstellen können, sondern in Auftrag geben müssen. Das solche Rohre auch in 1/700 möglich sind, zeigt Burkhardt ja - und hier sind nur seine ersten Versuche montiert. Die ganzen anderen Details lassen sich leicht mit einfachen Mitteln herstellen.
Die Masten
Für die Masten habe ich 0,8 mm Bohrungen in das Deck gemacht, um sie fester montieren zu können.
Die beiden Masten bestehen aus den eigentlichen Masten (0,7 mm Polystyrol), den Marsstengen (0,5 mm Polystryrol) und die Bram/Royalstengen (0,3 mm Federstahl). Die Verwendung von Polystyrol halte ich inzwischen für einen schweren Fehler - aber dazu mehr bei der Takelage im 3. Teil des Bauberichts.
Das Bugspriet ist aus 0,7 mm dicken Polystyrol und der Klüverbaum aus 0,5 mm dicken Polystyrol.
Die Marsen setzen sich aus einer einer 0,25 mm dicken Platte und 0,25 mm dicken und 0,5 mm breiten Streifen für die Längssailing zusammen. In die Platte habe ich eine Öffnung geschnitten (Soldatengatt).
Die Sailings an der Spitze der Marsspieren (Marssailing) habe ich aus 0,25 mm dicken und 0,5 mm breiten Streifen für die Längssailing und gezogenen Gießästen für die Quersailing hergestellt.
Die Takelage
Die Grasshopper hatte im Vergleich zu der Golden Hind deutlich größere Masten. Somit sind diese ein prominentes Merkmal des Modells, so dass ich mich entschlossen habe, die Takelage der Grasshopper detaillierter darzustellen. Hiermit wurde sie zu meinem ersten Modell mit einer richtigen Takelage - und damit zu einem Übungsfeld, was mehrere mögliche Fehler beim Bau dieser deutlich machte.
Der größte Fehler war die Verwendung von Polystyrolstäben für die Masten. Diese sind dadurch zu elastisch, was das Takeln sehr schwer macht. Ich habe z.B. die meisten Stage drei Mal angebracht - und irgendein anderer Teil hat sich wieder verzogen. Es empfiehlt sich deshalb, auf Metallmasten zu setzen, die weniger flexibel als Plastikmasten sind.
Für den Großteil der Takelage habe ich Kupferlackdrähte aus dem Elektronikbedarf benutzt (vereinzelt habe ich noch gezogene Gussäste als Material verwendet). Diese haben den Vorteil, dass sie kaum Zug auf den Mast ausüben - aber der wenige hat hier schon gereicht, das Takeln wegen der Plastikmasten zum einem Ärgernis zu machen. Den Draht habe ich vor dem Schneiden mit Hilfe einer Kerze angerußt, wobei auch der Lack um den Draht entfernt wird und der Draht dunkelbraun bis schwarz wird, was für das stehende Gut ja genau richtig ist. Um die Kupferdrähte anzubringen, habe ich erst deren Länge mittels eines Zirkels abgenommen; danach den Draht zwischen zwei Glassplatten (Deckgläsern fürs Mikroskopieren) gerollt, um ihn gerade zu bekommen; an eine Position Sekundenkleber angebracht; ihn mit einem angefeuchteten Streichholz (besser Zahnstocher, bei der Nutzung einer Pinzette verbiegt der Draht sehr leicht) hochgehoben und an diese Position fixiert; und zuletzt das andere Ende mit Sekundenkleber angeklebt.
Die Stage sind mit der Ausnahme der Bram- und Royalstage aus 0,1 mm dicken Kupferdraht.
Die Bram- und Royalstage sind aus 0,05 mm dicken Kupferdraht. Der Wasser- und Stampfstang sind dagegen wieder aus 0,1 mm dicken Kupferdraht.
Die Wanten sind von Saemann Ätztechnik. Hier das Originalteil:
Man sieht, dass es a) viel zu groß ist und b) oben nicht vollständig ausgeätzt ist. Die Größe habe ich dann mittels eines Cutters und einer Schere angepasst:
Hier dann montiert:
Die restlichen Wanten (Fockstengewanten, Großstengewanten) waren etwas problematisch, da aus den Ätzteilen nicht wirklich passende Teile herausschneidbar waren. Pro Mast und Seite sind es nur zwei Paar Pardunen, was daran liegt, dass die Oberkante der Fockstengewanten und Großstengewanten nicht optimal sind, so dass die Brampardunen keinen Platz mehr gehabt hätten. Allerdings sieht man auch nur aus guten Winkel, dass nur zwei Pardunen (Fockroyalpardunen und Fockstengepardunen bzw. Großroyalpardunen und Großstengepardunen) vorhanden sind. Die Pardunen sind aus 0,1 mm dicken Kupferdraht.
Die Fock- und Großrah sind aus 0,5 mm dicken Polystyrolstäben, wobei ich versucht habe, diese in Richtung der Enden dünner zu schleifen. Die restlichen Rahe, inklusive des Blindrahs, sind aus 0,3 mm dicken Federstahl.
Der Gaffelbaum ist aus einem 0,5 mm dicken Polystyrolstab, den ich asymmetrisch zu den Enden hin dünner geschliffen habe. Die Gaffel besteht aus 0,3 mm dicken Federstahl.
Die Klüverbaumgeien habe ich aus 0,1 mm dicken Kupferdraht und die Brassen aus 0,05 mm dicken Kupferdraht hergestellt.
Der Anstrich
Der Rumpf oberhalb des Barkholzes sowie die Masten und Stengen habe ich ocker (Revell 88) bemalt. Das Schanzkleid innen ist rotbraun (Humbrol 100) gestrichen. Die Luken sind dunkelbraun (Humbrol 98 ). Die Barkhölzer sowie die Rahe, Marsen, Sailinge und die Mast- und Stengentoppen sind schwarz (Revell 8).
Hier noch ein Vergleich mit meinem zweiten (Golden Hind) und dritten Eigenbau Lanzhou.
Der Größenvergleich mit Schiffen aus anderen Epochen macht den Reiz aus, Segelschiffe ebenfalls in 1/700 zu bauen. Ich habe an der Grasshopper mit größeren Unterbrechungen etwa fünf Monate gebaut. Eine Brigg-Sloop, wie die HMS Grasshopper von 1806, ist ein guter Einstieg für Eigenbauten von Segelkriegsschiffen, da der Rumpf und die Takelage noch relativ einfach sind, aber bereits die meisten Merkmale von komplexeren Schiffen vorhanden sind.