Howe, Richard, 1. Earl Howe
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- Kategorie: England
- Veröffentlicht: Donnerstag, 14. Oktober 2010 11:45
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Richard Howe wurde am 8. März 1726 in London geboren. Er war der zweite Sohn von Emmanuel Scrope Howe (1699-1735), dem 2. Viscount Howe und späterer Gouverneur von Barbados, und Marie Sophie Charlotte (1703-1782). Seine Großmutter Sophia Charlotte war eine Tochter der Baronin von Kielmansegg und eine illegitime Halbschwester des britischen Königs George I. Sein älterer Bruder George wurde 1724 geboren, sein jüngerer Bruder William kam 1729 zur Welt. Die Verbindung zum englischen Königshaus dürfte Einfluss auf die militärische Karriere aller drei Brüder gehabt haben.
1736 trat Richard an Bord von HMS Severn, ein 50-Kanonenschiff des vierten Ranges, in den britischen Seedienst ein. Die Severn wurde in die Südsee geschickt, doch gelang es nicht Kap Hoorn zu umrunden.
Statt in der Südsee, diente Howe danach auf HMS Burford in Westindien. Er nahm an dem missglückten Angriff auf das venezolanische La Guayra am 18. Februar 1742 teil, bei dem die Burford schwer beschädigt wurde.
1742 wurde Howe zum diensttuenden Leutnant (Acting- Lieutenant) befördert. Dieser Rang wurde zwei Jahre später bestätigt.
1745 kommandierte er die Sloop Baltimore und wurde während eines Gefechts mit zwei französischen Freibeutern vor der schottischen Küste schwer verwundet. Nachdem er sich von seinen Verletzungen erholt hatte, wurde Howe 1746 zum Kapitän befördert und kommandierte HMS Triton.
Zwei Jahre später führte er das Kommando auf HMS Cornwall, dem Flaggschiff von Sir Charles Knowles und nahm am 11. Oktober 1748 an der Seeschlacht von Havanna teil. Nach dem Ende des Österreichischen Erbfolgekriegs erhielt Howe Kommandos vor der Westküste von Afrika und der Heimatflotte.
Der Siebenjährige Krieg
Der preußische König Friedrich II. schloss am 16. Januar 1756 mit England, das wegen der Kolonien in Nordamerika mit Frankreich immer noch im Streit lag, den Vertrag von Westminster zum Schutz Hannovers ab. Als Reaktion auf den Vertrag vom Westminster schlossen Österreich und Frankreich am 1. Mai ein Schutzbündnis und begannen mit der Aufrüstung. Friedrich ließ im Juni 1756 in Wien diplomatisch anfragen, ob die Kriegsvorbereitungen ihm gelten. Er erhielt keine zufriedentellende Antwort und forderte das Versprechen, dass man ihn in den nächsten zwei Jahren nicht angreifen wird. Am 21. August erhielt Friedrich die Antwort, dass man ihm dieses Versprechen nicht geben kann.
Nach dem Ausbruch des Siebenjährigen Kriegs wurde Howe 1755 Kommandant von HMS Dunkirk, ein neues 60-Kanonenschiff des vierten Rangs, und unter Vize-Admiral Edward Boscawen nach Nordamerika geschickt. Am 5. Juni 1755 konnte die französische "Alcide" abgefangen werden, die neben 900 Soldaten auch den Gouverneur von Louisbourg an Bord hatte.
Danach diente Howe wieder auf dem europäischen Schauplatz des Krieges und behauptete sich in verschiedenen Expeditionen an der französischen Küste. Dabei wirkte er 1757 bei der Eroberung der Insel Aix mit und kommandierte die Flotte, welche die Hafenwerke von Cherbourg zerstörte.
Howe wurde 1757 ins Unterhaus des Britischen Parlaments (House of Commons) gewählt, dem er bis 1782 angehörte, und stand dort den Whigs und dem späteren Premierminister William Pitt nahe.
Im März 1758 heiratete er in Leicestershire Mary Hartop (1732-1800), die Tochter von Colonel Chiverton Hartop of Welby. Der Sitz der Familie war Langar Hall in Nottinghamshire.
Am 6. Juli 1758 wurde Richards älterer Bruder, General George Howe, bei Fort Ticonderoga getötet. Der General Court of Massachusetts stellte daraufhin Mittel zur Verfügung, um in der Westminster Abbey ein Denkmal für George Howe, der nach den Worten von General James Wolfe einer der fähigsten Generäle des Königs, errichtet werden konnte. Mit dem Tod seines älteren Bruders, der unverheiratet war und keine Kinder hatte, erbte Richard den Titel und wurde der 3. Viscount Howe.
Am 20. November 1759 nahm Howe als Kommandant von HMS Magnanime an der Schlacht von Quiberon teil. Dem französischen Admiral Comte de Conflans gelang kurz nach einem Sturm der Ausbruch aus dem von Sir Edward Hawkes Kanalflotte blockierten Hafen von Brest. Hawkes erfuhr von seinen Fregatten von dem Auslaufen der französischen Flotte und nahm sofort die Verfolgung auf.
Hawke ahnte, dass die Franzosen in der Biskaya der englischen Kanalflotte entwischen wollten und fuhr ebenfalls in den Golf von Biskaya ein. Vor der Halbinsel Quiberon trafen die Flotten aufeinander.
Conflans macht den gleichen Fehler wie wenige Monate zuvor Admiral de la Clue vor der portugiesischen Küste und versuchte dem Kampf auszuweichen. Hawke gab das Zeichen "Jagd frei" und die britischen Schiffe stürzten sich auf ihre Gegner. Es entbrannte ein Kampf zwischen britischer Vorhut und französischer Nachhut.
Vor Einbruch der Dunkelheit ließ Hawke seine Flotte ankern. Eine Verfolgung in der Nähe der gefährlichen Felsen war zu gefährlich. In der Nacht warfen sieben französische Schiffe ihre Geschütze über Bord und retteten sich auf den flachen Fluss Vilaine. Sieben französischen Schiffen gelang die Flucht nach Rochefort, während Conflans sein Flaggschiff auf Grund laufen lässt.
Mit dem Verlust der Flotte aus Brest verlor Frankreich, nur wenige Monate nach dem Verlust der Mittelmeerflotte in Seeschlacht bei Lagos, alle Optionen um England auf dem Meer gefährlich zu werden. Gleichzeitig war die Gefahr einer Invasion Englands gebannt.
Am 19. Februar 1762 wurde Howes erste Tochter Sophia Charlotte Howe (1762-1835) geboren.
In Paris schlossen am 10. Februar 1763 Großbritannien, Portugal, Spanien und Frankreich Frieden.
Zwischen 1763 und 1765 war Richard Howe als Lord Commissioner Mitglied der Admiralität und von 1765 bis 1770 Schatzmeister der Navy. Die Lord Commissioners tagten jeden Tag und entschieden über Bestellung und Beförderungen von Offizieren, sowie über Aufgaben und Missionen der Schiffe.
Die zweite Tochter Maria Juliana Howe wurde am 17. April 1765 (1765 - 1817) geboren, die dritte Tochter Louisa Catherine Howe kam zwei Jahre später zur Welt.
1770 wurde er zum Konteradmiral und zum Oberbefehlshaber der Station im Mittelmeer ernannt und legte seine Ämter in der Admiralität nieder.
Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg
Richard hegte große Sympathien für die amerikanischen Kolonisten, für dessen Verteidigung sein Bruder gestorben und geehrt war, und kämpfte mit seinem jüngeren Bruder William sowie William Pitt vergeblich gegen die geplanten Steuergesetze und Regulationen. Sein Bruder versicherte gar, dass er nicht nach Amerika zurückkehren würde um gegen die Kolonisten zu kämpfen.
Gemeinsam mit Benjamin Franklin, der sich Anfang 1775 in England aufhielt und regelmäßig mit Howes Schwester Schach spielte, entwickelte er einen Friedensplan. Die Umsetzung dieses Plans scheiterte am Widerstand des britischen Premierministers Lord North, dessen Regierung weiterhin eine harte Linie gegenüber den Kolonien vertrat.
Trotz seiner Bemühungen um den Frieden, erhielt er 1776 als Vizeadmiral den Oberbefehl über die Flotte in den nordamerikanischen Gewässern, während sein jüngerer Bruder William Howe die Landtruppen kommandieren sollte.
Im Mai 1776, die blutigen Gefechte bei Lexington und Concord hatten bereits stattgefunden, wurden die beiden Brüder von ihrem Cousin König George III. beauftragt den Streit zu schlichten. Eine Friedenskonferenz sollte den Durchbruch bringen und eine weitere Eskalation des Konflikts vermeiden.
Die Vorbereitungen zogen sich hin und durch die Erklärung der Unabhängigkeit im Juli wurden durch die Amerikaner Fakten geschaffen, während die Briten immer noch fest von ihrer militärischen Überlegenheit überzeugt waren. Die Brüder Howe standen zwischen den überzogenen Vorstellungen der meisten Briten, die mehr als eine Generalamnestie (General pardon) für die Rebellen für unangebracht hielten, und den Kolonisten, die eine immer größere Wut auf die ferne Administration entwickelten.
Dennoch wurde der amerikanische General John Sullivan, der nach der Schlacht von Long Island im August in Gefangenschaft geraten war, von den Briten entlassen und mit einem Gesprächsangebot zum Kontinentalkongress geschickt. Die amerikanischen Unterhändler Benjamin Franklin, John Adams und Edmund Rutledge erreichten am 11. September das britische Hauptquartier auf Staten Island . Obwohl das dreistündige Gespräch im Conference House, auch bekannt als Bentley Manor, viel versprechend anlief und freundlich geführt wurde, war die Konferenz doch zum Scheitern verurteilt. Die Howes hatten die Anweisung erhalten, erst nach einer Rücknahme der Unabhängigkeitserklärung ernsthafte Angebote vorschlagen zu dürfen. Dazu waren die Vertreter des Kontinentalkongresses nicht bereit.
Als der Krieg ausbrach, mussten die Howes nicht nur mit Versorgungs- und Nachwuchsproblemen kämpfen, sondern auch mit einer falschen Strategie. Statt sich auf die Jagd nach George Washington zu begeben, handelten die Briten von Anfang an wie Besetzer in einem fremden Land.
Im Sommer 1776 war Richard Howe maßgeblich bei der Eroberung von New York beteiligt. The Narrows, die Meerenge verbindet die Upper New York Bay mit der Lower New York Bay, war von britischen Schiffen übersät. 27 Linienregimenter, insgesamt etwa 32.000 gut ausgerüstete Soldaten, landeten unter dem Kommando der Lords Cornwallis und Percy, Sir Henry Clinton und Admiral Viscount Howe an. Demgegenüber standen höchstens 19.000 untrainierte Rebellen unter General Washington gegenüber.
Die meisten britischen Soldaten sahen in den Kolonisten längst nicht mehr ihre ehemaligen Brüder und Schwestern, sondern begannen mit Plünderung oder gingen mit großer Härte gegen sie vor. Damit trieben sie immer mehr Freiwillige und Unterstützer auf Washingtons Seite. Die Howes wussten, dass dieser Krieg, trotz großer Landgewinne und sehr geringen Verlusten, auf diese Weise nicht zu gewinnen war. Darüber hinaus wurde ihnen sogar von Teilen der britischen Bevölkerung zu große Nachsicht nachgesagt.
Richard Howe bat bald um seine Abberufung. Nachdem Admiral John Byron eintraf, kehrte Howe nach England zurück. Sein Bruder kämpfte weiter und schlug die amerikanischen Rebellen ein ums andere Mal, ohne den Vorteil am Ende nutzen zu können.
Mit dem Frieden von Versailles erkannte England die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika an, konnte aber den Status von Kanada halten. Frankreich erhielt Louisiana zurück und hatte damit wieder eine Kolonie auf dem amerikanischen Festland.
Die Französische Revolution
Im März 1782 wurde Howe Kommandant der Kanalflotte. Im Oktober des gleichen Jahres gelang es ihm, das von den Franzosen und Spaniern belagerte Gibraltar zu verproviantieren, worauf er im Januar 1783 zum Ersten Lord der Admiralität ernannt wurde. Mit einer kurzen Unterbrechung hielt er diesen Posten bis zum August 1788.
Mit dem Ausbruch der Revolutionskriege befehligte Howe ab 1793 als Admiral der weißen Flagge die Flotte im Kanal und blockierte die Reede vor Brest.
In der Seeschlacht am 13. Prairial, auch unter The Glorious First of June oder Third Battle of Ushant bekannt, besiegte Lord Howe am 1. Juni 1794 mit 25 britischen Linienschiffen eine französische Flotte von 26 Linienschiffen unter dem Kommando von Louis Thomas Villaret de Joyeuse, die einen Konvoi von 100 mit Getreide beladenen Schiffen nach Frankreich begleiten sollten.
Die Franzosen verloren bei ihrem Durchbruch durch die britische Blockade sieben Schiffe, doch gelang es ihnen den wertvollen Konvoi zu retten. Howe kehrt mit den eroberten Linienschiffen in den Hafen von Portsmouth ein und wurde 1795 zum General der Seetruppen ernannt.
Der von starker Gicht geplagte Howe, mittlerweile gute siebzig Jahre alt, schied wenig später endgültig aus dem aktiven Dienst aus.
Spithead und Nore
Zwischen dem 16. April und dem 15. Mai 1797 fand ein Matrosenstreik auf 16 Schiffen der Kanalflotte statt. Sie forderten bessere Lebensbedingungen auf den Schiffen und eine Anhebung ihres Solds. Außerdem sollten einige unpopuläre Offiziere aus dem Dienst entlassen werden. Gleichzeitig versicherten sie, sofort wieder ihren Dienst aufzunehmen, falls französische Schiffe an der Küste auftauchen sollten.
Die Meuterei kam für England zur Unzeit, befand man sich doch noch immer im Kampf mit dem revolutionären Frankreich. Zudem fürchteten viele, dass in der Meuterei der Keim für eine Revolution nach französischem Vorbild steckte. Dementsprechend vorsichtig waren beide Konfliktparteien.
Lord Howe, der auch bei den Matrosen sehr beliebt war, wurde in die Verhandlungen einbezogen. Das große Ansehen, welches er bei den Seeleuten genoss, die ihn wegen seiner gebräunten Gesichtsfarbe "den schwarzen Dick (Richard)" nannten, machte es ihm möglich, mäßigend in den Aufstand auf den Flotten einzugreifen. Tatsächlich konnte Howe, neben einer Begnadigung aller Beteiligten, die Erfüllung der Hauptforderungen der Meuterer garantieren.
Am 12. Mai folgten die die Matrosen auf der Nore dem Vorbild der Meuterer von Spithead und übernahmen die Kontrolle auf ihren Schiffen. Aufgrund des langgezogenen Ankerplatzes verlief die Abstimmung zwischen den Rädelsführern nicht gut und es dauerte, bis jede Mannschaft ihre Vertreter bestimmen konnte. Richard Parker wurde als "Präsident der Delegierten der Flotte" ausgerufen. Ihre Forderungen gingen über Forderungen der Meuterer bei Spithead hinaus. Der König sollte das Parlament auflösen und sofort Frieden mit Frankreich schließen. Die Admiralität blieb hart und sagte nur die bereits von Lord Howe ausgehandelten Zugeständnisse zu.
Daraufhin begannen die Meuterer mit der Blockade Londons. Als man die weitere Lieferung von Nahrungsmitteln für die Schiffe einstellte, drohte Parker mit der Überfahrt nach Frankreich. Diesem Aufruf folgten die anderen Schiffe jedoch nicht und beendeten die Meuterei. Parker wurde unmittelbar nach dem Zusammenbruch der Meuterei verurteilt und gehängt.
Richard Howe starb am 5. August 1799 und wurde im Familiengrab in Langar beerdigt. Mit seinem Tod erloschen die Earlswürde und die Viscountswürde aus der Peerage of Great Britain, da er keinen männlichen Nachkommen hatte. Langar Hall ging später an seine Tochter Sophia Charlotte, Baroness Howe of Langar über, die den Familiensitz völlig umgestalten ließ. Heute steht an dieser Stelle ein kleines Landhaushotel.
Weiterführende Literatur: