Interview mit Bernard Cornwell
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- Kategorie: Interviews
- Veröffentlicht: Dienstag, 24. August 2010 20:08
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Bernard Cornwell, der bekannte britische Schriftsteller und geistige Vater von Richard Sharpe, gab Griseldis Grillmayer für Line of Battle im Februar 2008 ein Interview. Die Romanreihe rund um den Scharfschützen Sharpe umfasst mittlerweile mehr als 20 Abenteuer und wurde, mit Sean Bean in der Hauptrolle, teilweise verfilmt. 2006 wurde er von Queen Elisabeth mit dem "Order of the British Empire" ausgezeichnet.
Griseldis Grillmayer: Why did you choose this special historical event as background for creating your first literary hero (Sharpe)? What - or, who - has sparked your interest? And why did you make Sharpe a Rifleman? Does this have something to do with C.S. Forester's Rifleman Dodd? | Griseldis Grillmayer: Warum haben Sie dieses spezielle historische Ereignis als Hintergrund für Ihren ersten literarischen Helden (Sharpe) gewählt? Was - oder, wer - hat Ihr Interesse geweckt? And warum haben Sie aus Sharpe einen Rifleman gemacht? Hat dies etwas mit C.S. Foresters Rifleman Dodd zu tun? |
Bernard Cornwell: I'd read the Forester book, but I don't think it influenced me much . . . . the biggest influence was Hornblower; I wanted to write a 'Hornblower-on-land' series. I honestly can't remember why I made Sharpe a rifleman . . . it was 30 years ago! Maybe because the rifle was a weapon the French despised? Which made him more interesting to me? | Bernard Cornwell: Ich habe das Buch von Forester gelesen, aber ich glaube nicht, daß es mich sehr beeinflußt hat ... der stärkste Einfluß war Hornblower. Ich wollte eine "Hornblower an Land"-Serie schreiben. Ich kann mich wirklich nicht erinnern, warum ich aus Sharpe einen Rifleman gemacht habe ... es ist 30 Jahre her! Vielleicht weil das Rifle eine Waffe war, die die Franzosen verachtet haben? Wodurch er für mich interessanter wurde? |
G.G.: How do you usually choose the battles or campaigns around which you create your fictional story? Or is it the other way round, do you first decide what you want to do to Sharpe and then pick the most fitting historical background? | G.G.: Wie wählen Sie üblicherweise die Schlachten oder Kampagnen aus, um die herum Sie Ihre fiktive Geschichte erschaffen? Oder ist es andersrum, entscheiden Sie zuerst, was Sie mit Sharpe machen wollen und wählen dann den am besten passenden historischen Hintergrund? |
B.C.: Usually I start with the campaign and work a story into it . . . . I never think of a story first; that develops as the book gets written. The 'big' story in every book is the campaign leading (usually) to a battle, and that's based on real history and gets pushed to the background, while the 'little' story is what happens to Sharpe and is fictional, and placed in the foreground . . . so I always know the big story when I begin, but not the little one. | B.C.: Üblicherweise beginne ich mit der Kampagne und bastle eine Geschichte hinein ... Ich denke nie zuerst an eine Geschichte, das entwickelt sich, während das Buch geschrieben wird. Die "große" Geschichte in jedem Buch ist die Kampagne, die (üblicherweise) zu einer Schlacht führt, und die beruht auf echter Geschichte und wird in den Hintergrund geschoben, während die "kleine" Geschichte, was mit Sharpe passiert und dabei fiktiv ist, in den Vordergrund gestellt wird ... Daher kenne ich immer die große Geschichte, wenn ich beginne, aber nicht die kleine. |
G.G.: What can we look forward to? What will come next? And, most important, how many new Sharpe novels can we expect? | G.G.: Worauf können wir uns freuen? Was kommt als nächstes? Und, am wichtigsten, wie viele neue Sharpe-Romane können wir erwarten? |
B.C.: The next book is a tale of Agincourt, the battle in 1415 where about 6,000 tired and sick English were trapped by 30,000 French, and beat them. I don't know how many more Sharpe novels there will be . . . maybe 5? Maybe more? | B.C.: Das nächste Buch ist eine Geschichte über Agincourt, die Schlacht von 1415, wo etwa 6.000 müde und kranke Engländer von 30.000 Franzosen in die Falle gelockt wurden und diese dann besiegt haben. Ich weiß nicht, wieviele Sharpe-Romane es geben wird ... vielleicht 5? Vielleicht mehr? |
G.G.: Which of all your "Sharpe-Girls" do you like best? For me, by the way, it is Lady Anne Camoyne. I liked the way she just took Sharpe as she wanted him. | G.G.: Welches von all Ihren "Sharpe-Girls" mögen Sie am liebsten? Ich, ganz nebenbei, Lady Anne Camoyne. Ich mochte die Art und Weise, wie sie Sharpe einfach genommen hat, als sie ihn wollte. |
B.C.: I like Lady Grace in Sharpe's Trafalgar the best . . . . . . if the books had been written in chronological order then I think she'd have lived forever. | B.C.: Ich mag Lady Grace in "Sharpe's Trafalgar" am liebsten ... Wären die Bücher chronologisch geschrieben worden, hätte sie für immer gelebt, denke ich. |
G.G.: I think Sharpe himself once notes that nearly all his friends, like Harper, Hogan or half-German Frederickson are not English, unlike himself, but that this makes them exiles in the English army like himself. Was this a coincidence? | G.G.: Ich denke, Sharpe selber bemerkt einmal, daß fast alle seine Freunde, wie Harper, Hogan oder der halbdeutsche Frederickson im Gegensatz zu ihm keine Engländer sind, dafür aber, wie er selbst, Exilanten in der Englischen Armee. War das ein Zufall? |
B.C.: It's not something I did deliberately, but you're quite right . . . I guess Sharpe is an outsider and that, of course, adds tension to his story. | B.C.: Ich habe das nicht absichtlich gemacht, aber Sie haben schon recht ... Ich denke, Sharpe ist ein Außenseiter, was seine Geschichte natürlich spannender macht. |
G.G.: You now have written about two great "British" warlords named Arthur. Which one do you find more interesting? Which brings to mind the beautiful ending of "Sharpe's sword", the sword being thrown into the water. I was waiting for a hand coming out of the water to catch it! Could it be that you had King Arthur in the back of your mind when you wrote that scene? | G.G.: Sie haben nun über zwei große "Britische" Kriegsherren namens Arthur geschrieben. Welchen finden Sie interessanter? Das erinnert mich an das wunderschöne Ende von "Sharpe's sword", als das Schwert ins Wasser geworfen wird. Ich habe darauf gewartet, daß eine Hand aus dem Wasser kommt, um es aufzufangen! Wäre es möglich, daß Sie König Arthur im Hinterkopf hatten, als Sie diese Szene geschrieben haben? |
B.C.: The first Arthur, if he existed at all (I think he did), was much more fun to write . . . mainly because we know nothing about him so I could make everything up as I went along. I do have a huge admiration for Arthur Wellesley (Duke of Wellington). He was a superb general, but not, I think, an easy man to like. I'm not sure I know which I prefer! As for the sword being thrown into the river . . . I needed it to be thrown away and not be recovered, so the river was the answer, and I don't think I had Excalibur I my mind. | B.C.: Es machte viel mehr Spaß, über den ersten Arthur zu schreiben, falls er überhaupt existierte (Ich denke schon) ... Hauptsächlich weil wir nichts über ihn wissen, daher konnte ich alles erfinden. Ich bewundere Arthur Wellesley (Duke of Wellington) sehr. Er war ein großartiger General aber, wie ich denke, nicht einfach zu mögen. Ich bin nicht sicher, welchen ich bevorzuge! Was das Schwert betrifft, das in den Fluß geworfen wird ... Es mußte unwiederbringlich weggeworfen werden, daher war der Fluß die logische Antwort und ich glaube nicht, daß ich an Excalibur gedacht habe. |
G.G.: I was very delighted when I met Lassan in the "Starbuck" novels and found out who he was. Did you plan this nice surprise for your Sharpe fans or was it spontaneously? And how could you be so cruel to make this son a cavalry officer? Obviously, his father forgave him, but, cruel it is! What did he say when he found out? (I do have nothing against cavalry officers, but Sharpe obviously has.) | G.G.: Ich war entzückt, als ich Lassan in den "Starbuck"-Romanen getroffen habe und herausgefunden habe, wer er war. Haben Sie das als nette Überraschung für Ihre Sharpe-Fans geplant, oder war es eine spontane Idee? Und wie konnten Sie so grausam sein, aus diesem Sohn einen Kavallerieoffizier zu machen? Offensichtlich hat ihm sein Vater vergeben, aber es ist trotzdem grausam! Was hat er gesagt, als er es herausgefunden hat? (Ich habe nichts gegen Kavallerieoffiziere, aber Sharpe hat offensichtlich was gegen sie.) |
B.C.: Well, it was meant as a small surprise for Sharpe readers . . . . and a cavalryman? Sharpe would probably be more surprised that his son was a French officer! | B.C.: Es war als kleine Überraschung für Sharpe-Leser geplant ... und ein Kavallerist? Sharpe wäre wahrscheinlich mehr überrascht, daß sein Sohn ein französischer Offizier ist! |
G.G.: Which brings to mind another interesting thing I noted in the series. In the end, Sharpe gets nearly everything he wants, but always in a kind of bitter way. He gets command of the South Essex, but at a time when he does not want it anymore. He gets a wonderful family, but can not marry his woman. He lives a (hopefully) quiet and happy life on a farm, but in France. Planning or coincidence? | G.G.: Das erinnert mich an ein anderes interessantes Detail, das mir in der Serie aufgefallen ist. Am Ende bekommt Sharpe fast alles, was er wollte, aber immer auf eine irgendwie bittere Art und Weise. Er bekommt das Kommando über das South Essex, aber zu einer Zeit, als er es nicht mehr will. Er hat eine wunderbare Familie, aber kann seine Gefährtin nicht heiraten. Er hat (hoffentlich) ein ruhiges und glückliches Leben auf einem Bauernhof, aber in Frankreich. Planung oder Zufall? |
B.C.: Pure accident . . . I never meant him to fall in love with Lucille . . he did that despite me!! I often wondered what kind of life Sharpe would have in England after the wars and could never quite imagine him settling down happily . . . so Lucille was the obvious answer. Sharpe, having fought the French all his life, ends up living there. It seems perverse, and thus exactly right for him. | B.C.: Reiner Zufall ... Ich habe nie geplant, daß er sich in Lucille verliebt ... er hat das gegen meinen Willen getan!! Ich habe oft überlegt, was für ein Leben Sharpe in England nach den Kriegen führen würde und konnte mir nie wirklich vorstellen, daß er glücklich sesshaft wird ... Daher war Lucille die logische Antwort. Sharpe, nachdem er die Franzosen sein ganzes Leben lang bekämpft hat, lebt am Ende dort. Es erscheint pervers, und damit genau richtig für ihn. |
G.G.: If there were not any problems with copyright, which contemporary other fictional hero would you like Sharpe to meet most and how could such a meeting turn out? | G.G.: Wenn es da keine Probleme mit Copyright gäbe, welchen anderen fiktiven zeitgenössischen Helden würden Sie Sharpe gerne treffen lassen und würde dieses Treffen ablaufen? |
B.C.: It would be Hornblower . . . and Hornblower was such a decent and honourable man that there would be immense tension (Sharpe being a rogue), but I'm sure they'd like each other! | B.C.: Es wäre Hornblower ... Und Hornblower war ein so anständiger und ehrenwerter Mann, daß es zu extremen Spannungen führen würde (da Sharpe ein "Halunke" - "Rogue" - ist), aber ich bin sicher, daß sie einander mögen würden! |
G.G.: As for your characters, how did you manage to create such a disgusting and hateful character like Hakeswill? Don't you think, too, that he is so hateful, you just have to love him, or is it just me having a problem? | G.G.: Was Ihre Figuren betrifft, wie haben Sie es geschafft, einen so abstoßenden und hassenswerten Charakter wie Hakeswill zu erschaffen? Finden Sie auch, daß er so hassenswert ist, daß man ihn einfach lieben muß, oder habe ich einfach nur ein Problem? |
B.C.: I have no idea where Hakeswill came from! His name came to me first, and the rest just followed. He is disgusting, he's meant to be, and the stupidest thing I ever did was to kill him! | B.C.: Ich habe keine Ahnung, wo Hakeswill herkam! Zuerst hatte ich seinen Namen und der Rest kam dann einfach später. Er ist widerlich, das muß er sein, und das dümmste, was ich je getan habe, war ihn zu töten. |
G.G.: Speaking about likeable (or not) characters. How hard was it to kill one of them off, Hogan e.g.? Did you ever think about killing Harper? Being best friend of the hero sometimes can be dangerous in novels. | G.G.: Da wir gerade von sympathischen (oder, nicht) Figuren sprechen, wie schwer war es einen von denen zu töten, zB Hogan? Haben Sie je daran gedacht, Harper zu töten? Der beste Freund des Helden kann manchmal gefährlich sein in Romanen. |
B.C.: The decision to kill characters like Hogan is entirely capricious . . . irresponsible . . . but seemed right at the time. As for Harper? No, I've never contemplated killing him off. | B.C.: Die Entscheidung, Figuren wie Hogan zu töten ist vollkommen unberechenbar ... unverantwortlich ... aber es schien richtig zu diesem Zeitpunkt. Und Harper? Nein, ich habe nie daran gedacht, ihn zu töten. |
G.G.: As for the movies, if you had had the choice, whom would you yourself have chosen to be Sharpe and Harper? Or is this impossible to say now, after Sean Bean's and Daragh O'Malley's performance who IMO don't look, but act their respective characters? | G.G.: Was die Filme betrifft, wenn Sie die Wahl gehabt hätten, wen hätten Sie gewählt, um Sharpe und Harper zu spielen? Oder ist es unmöglich, das nun zu sagen, angesichts Sean Beans und Daragh O'Malleys Darstellung, die meiner Ansicht nach zwar nicht wie ihre jeweiligen Figuren aussehen, aber sie personifizieren? |
B.C.: I'd have chosen Sean Bean and Daragh O'Malley! | B.C.: Ich hätte Sean Bean und Daragh O'Malley gewählt! |
G.G.: I very much liked your dedication of "Sharpe's Battle". Why did you choose Sean Bean for this honour and how did he react? | G.G.: Mir hat Ihre Widmung von "Sharpe's Battle" sehr gefallen. Warum haben Sie Sean Bean für diese Ehre ausgewählt und wie hat er darauf reagiert? |
B.C.: I chose Sean because I think he makes a superb Sharpe, because I like him, and because he added a lot to the character. Sean was very pleased! | B.C.: Ich habe Sean gewählt, weil er ein großartiger Sharpe ist, weil ich ihn mag und weil er diese Figur sehr bereichert hat. Sean hat sich sehr gefreut! |
G.G.: If there will be more movies after "Challenge", which of the novels would you like to see as a movie, "Sharpe's Devil", which would prove less of a problem with the time lap? | G.G.: Falls es noch mehr Filme nach "Challenge" geben wird, welchen der Romane würden sie gerne verfilmt sehen, "Sharpe's Devil", mit dem es weniger Probleme mit der verstrichenen Zeit geben würde? |
B.C.: I'd like to see Sharpe's Gold made properly . . . . sticking to the story in the book, but it won't happen. | B.C.: Ich würde gerne Sharpe's Gold richtig gemacht sehen ... entsprechend der Geschichte im Buch, aber das wird nicht passieren. |
G.G.: Vielen Dank! | G.G.: Thank you very much! |