Gibraltar
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- Kategorie: Häfen
- Veröffentlicht: Montag, 23. August 2010 20:25
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Gibraltar, das Vorgebirge an der südlichsten Spitze der spanischen Landschaft Andalusien, an der gleichnamigen Meerenge, welche den Atlantik mit dem Mittelmeer verbinde, ist ein kolossaler, senkrecht aus den Wellen aufsteigender, aus Jurakalk bestehender Felsen von 425 m Höhe, 4,6 km Länge und 1,25 km Breite, der Norden und nach Osten steil abfällt und mit dem Festland nur durch einen schmalen Landstreifen, der kaum höher als der Meeresspiegel und bei 3 km Länge etwa 2 km breit ist, zusammenhängt.
Die südlichste Spitze ist die Punta de Europa. Die Meerenge (estrecho) von Gibraltar hat eine mittlere Tiefe von 275 m und im westlichen Eingang 37, im östlichen (zwischen der Punta de Europa und dem Felsen von Ceuta) 20 km Breite; die schmälste Stelle dazwischen (zwischen der Punta del Frayle im Norden und Punta de Ciris im Süden) ist nur 13 km breit.
Das ganze Vorgebirge ist von den Engländern, die seit 1704 im Besitz Gibraltars sind, durch zum Teil in den Felsen gehauene Fortifikationen zu einer Festung umgebaut worden, die für unüberwindlich gilt und als Pforte des Mittelmeers von großer Wichtigkeit ist.
Drei in den Felsen gehauene, sehr hoch gewölbte und breite Galerien, die erste 122 m, die zweite 213 m, die dritte 308 m ü. M., mit Kanonen von ungeheurem Kaliber reichlich gespickt und durch schmale Zickzackpfade verbunden, türmen sich nach der Landseite empor.
Außer diesen Galerien dient eine vierte Reihe schwerer Batterien zur Deckung der Landzunge, und zahlreiche Außenwerke vollenden das Fortifikationssystem.
Bemerkenswert sind außerdem das maurische Kastell und das Signalhaus auf dem höchsten Punkte des Felsens, von wo sich eine wundervolle Aussicht über die Berge Malagas und die des südlichen Andalusien wie jenseits der Meerenge nach Afrika darbietet.
Der Felsen von Gibraltar war schon in der Antike unter dem Namen Calpe als eine der beiden Säulen des Herkules (die andre ist der Felsen von Avila bei Ceuta aus der afrikanischen Küste) bekannt. Die Römer gründeten hier eine Kolonie, Colonia Julia Calpe. Als 710 und 711 die Mauren bei ihrem Einbruch in Spanien bei Gibraltar landeten, legte der Feldherr Tarik hier ein festes Kastell an. Seitdem nannten die Mauren den Berg Gebel (Dschebel) al Tarik (d. h. "Fels des Tarik"), woraus der Name Gibraltar entstand.
Die Mauren erbauten das Schloss von Gibraltar 1149 an der jetzigen Stelle. Im Jahr 1302 entriss der König Ferdinand II. von Kastilien die Festung den Mauren, aber schon 1333 eroberte Abu Melik, Sohn des Kaisers von Marokko, dieselbe nach einer sechsmonatlichen Belagerung zurück.
Noch in demselben Jahr sowie 1349 versuchte Alfons XI. von Kastilien Gibraltar vergeblich wiederzugewinnen. 1410 nahm Jussuf III., König von Granada, Gibraltar den Marokkanern ab; 1438 griff Don Enrique de Guzman, Graf von Niebla, unter der Regierung Johanns II. Gibraltar erfolglos zu Lande und zur See an; erst 1462 unter König Heinrich IV. wurde es durch Guzman, Herzog von Medina-Sidonia, nach einer langwierigen Belagerung den Mauren entrissen.
Seitdem der Krone von Kastilien und Leon angehörig, wurde es 1502 mit der Krone von Spanien vereinigt. Karl V. ließ die alten Werke durch den deutschen Ingenieur Daniel Speckle verbessern und erweitern. Am 25. April 1607 forcierte der holländische Admiral Jakob Heemskerk den Hafen von Gibraltar und zerstörte die in demselben liegende spanische Flotte.
Im spanischen Erbfolgekrieg erschien 1704 eine englische Flotte unter dem Admiral Rooke in den Gewässern von Gibraltar und warf ein Korps von 1800 Soldaten ans Land, welche am 3. Aug. unter dem kaiserlichen Feldmarschallleutnant Prinz Georg von Hessen-Darmstadt die schlecht verteidigte Festung durch einen Handstreich für England nahm.
Der Versuch des Marquis von Villadarias, sie mit 7000 Mann Spaniern und Franzosen von der Landseite anzugreifen, während der Admiral Poyez den Angriff mit 24 Schiffen unterstützen sollte, wurde teils durch die Festigkeit des Platzes, teils durch die rechtzeitige Intervention der englisch-holländischen Flotte unter dem Admiral Leake (Nov. und Dez. 1704) vereitelt.
Ein zweiter Versuch der vereinigten Spanier und Franzosen unter dem Marschall Tessé im März 1705 endete mit der Niederlage des französischen Geschwaders im Hafen von Gibraltar. Im April 1706 erklärte die Königin Anna Gibraltar für einen Freihafen. Der Utrechter Friede (1713) bestätigte England im Besitz von Gibraltar.
Im Jahr 1726 machte Spanien erfolglose Versuche, Gibraltar von den Engländern zurückzuerhalten; auch die den letztern gebotene Kaufsumme von 2 Millionen Pfund Sterling wurde zurückgewiesen, und Spanien musste im Vertrag zu Sevilla (1729) aller Ansprüche auf Gibraltar aufgeben.
Die berühmteste Belagerung Gibraltars war die von 1779-82, der letzte Versuch Spaniens, Gibraltar mit Waffengewalt wiederzugewinnen. Verteidiger war General Elliot. Die Belagerer waren anfangs 14.000, die Belagerten etwa 5.000 Mann stark. Von April bis Ende Mai 1781 warfen die Belagerer 56.760 Kugeln und 20.130 Bomben, welche zwar die Stadt in einen völligen Schutthaufen verwandelten, die Festungswerke aber nur wenig beschädigten. Dafür zerstörte Elliot in der Nacht vom 26. auf den 27. November 1781 mit 1.000 Mann die von den Spaniern errichteten Batterien; im März 1782 erhielt er von der See her Verstärkung an Mannschaft und Lebensmittel. Gleichwohl beschlossen die bourbonischen Höfe, die Belagerung mit verdoppelter Anstrengung fortzusetzen, und übertrugen die Führung dem Eroberer von Menorca, dem Herzog von Crillon, der im Juni 1782 mit 8000 Franzosen im Lager anlangte.
Schon vorher hatten die Spanier zu Algeciras bombenfeste schwimmende Batterien nach der Idee des französischen Ingenieurs d'Arçon zu errichten begonnen, die über 300 Kanonen und Bombenkessel trugen, und obwohl die Batterien durch glühende Kugeln in Brand gesteckt wurden, eröffnete der Herzog am 9. September den Angriff, der aber keinen Erfolg hatte. Als dann am 12. September die vereinigte französisch-spanische Flotte von 38 Linienschiffen unter Don Luis de Cordova in der Bai erschien, waren von der Seeseite 47 Linienschiffe, 10 schwimmende Batterien, im ganzen 142 Stück Kanonen von großem Kaliber, neben vielen kleinen Schiffen, von der Landseite 200 Stück großes Geschütz und eine Armee von 40.000 Mann versammelt, wogegen in Gibraltar kaum 7.000 Mann lagen. Allein alle Anstrengungen blieben vergeblich, und als die Festung durch Admiral Howe Zufuhr erhielt, hoben die Verbündeten nach großen Verlusten gegen Ende Oktober die Belagerung auf, und der Friede von 1783 bestätigte die Engländer im Besitz von Gibraltar.
Seitdem ist Gibraltar in allen englisch-spanischen Kriegen nur beobachtet worden.