„The Trafalgar Way“ oder „Lapenotières Rennen"

Trafalgar Way ist die  Bezeichnung der Route zwischen Falmouth und Whitehall, Sitz der Admiralität, im Zentrum Londons, die Leutnant John Richards Lapenotière genommen hatte, um Collingwoods Nachrichten über den Sieg bei Trafalgar und Nelsons Tod zu überbringen.

Am 26. Oktober signalisierte Collingwood, der von der beschädigten Royal Sovereign auf die Euryalus wechseln musste, dem Schoner Pickle näher zu kommen und übergab die ersten beiden Berichte über die Schlacht von Trafalgar an Lapenotière.

Vor dem Kap St. Vincent traf am 28. Oktober der Schoner Pickle auf die Sloop Nautilus, die auf dem Weg nach Lissabon war, unter dem Kommando von John Sykes. Obwohl Sykes der höherrangige Offizier war, bat ihn Lapenotière entgegen dem Protokoll überzusetzen. Die Details des zweistündigen Treffens sind nicht dokumentiert, doch es liegt nah, dass Sykes die Bedeutung des Auftrags erkannt hatte.

Durch die Vernichtung der spanisch-französischen Flotte war der Auftrag der Nautilus hinfällig geworden. Sykes entschied sich ebenfalls den Kurs in Richtung England zu setzen. Am 29. Oktober war auch Lapenotière klar, dass Sykes seinen Befehl nach Lissabon zu segeln nicht mehr nachkam und der Pickle folgte.

Lapenotière erreichte am Morgen des 4. November, nach neun Tagen auf See, gegen 11 Uhr britischen Boden. Die Linie der Semaphoren zwischen Portsmouth und Plymouth war 1805 noch nicht  fertiggestellt, daher musste er den Landweg wählen. Wenige Stunden später bestieg er eine Postkutsche, während die Pickle weiter in Richtung Plymouth segelte.

Während der gut 38 Stunden dauernden Fahrt wechselte er 21 Mal die Pferde. Er erreichte am frühen Morgen des 6. Novembers 1805 die Admiralität. Der erste Seelord, Lord Barham, war gerade dabei sich zur Ruhe zu begeben

Keine 24 Stunden nachdem Pickle vor Falmouth vor Anker gegangen war, erreichte die Nautilus Plymouth. Die Nautilus war nicht nur das schnellere Schiff gewesen, Sykes hatte auf seiner Route auch besseres Wetter gehabt. Sykes traf in Plymouth auf den Vizeadmiral Young und berichtete ihm vom Ausgang der Schlacht von Trafalgar. Young hatte natürlich zu diesem Zeitpunkt keine Informationen über den Verbleib von Lapenotière oder der Pickle. So setzte er Berichte auf und steckte Sykes ebenfalls in eine Kutsche um die Admiralität zu informieren.

Sykes traf fast im gleichen Moment wie Lapenotière bei der Admiralität ein. Lapenotière übergab seine Nachrichten, während Sykes im Foyer wartete.

Es gibt verschiedene Überlegungen weshalb Lapenotière in Falmouth an Land ging und nicht durch den Kanal segelte. Möglicherweise wollte er keine Zeit aufgrund von schlechten Witterungsbedingungen im Kanal verlieren? Vielleicht war es auch unbürokratischer in einem kleinen Hafen anzulegen? Lapenotière kannte den dortigen Hafenmeister Captain John Bowen und konnte auf seine Unterstützung setzen.

Überhaupt ist Collingwoods Wahl des Überbringers der wichtigen Nachrichten bedenkenswert. In der Regel war es eine besonders Auszeichnung für hochrangige Offiziere die Berichte von erfolgreichen Schlachten nach London zu bringen. Auszeichnungen, Geld und Karrierechancen warteten auf die Offiziere. Tatsächlich erhielt Lapenotière eine stattliche Prämie und wurde zum Commander befördert.

Aber warum wurde Lapenotière ausgewählt? Collingwood stand nach der Schlacht vor einer großen Verantwortung. Der aufziehende Sturm bedrohte die angeschlagene Flotte und brauchte jeden erfahrenen Offiziere auf den Schiffen.

Eine interessante Rolle in diesem Zusammenhang spielte Robert Benjamin Young (1773 - 1846). Young, der wie Nelson in die Schlachten von Kap St. Vincent und am Nil involviert war, beobachtete die Schlacht vom Deck des Kutter HMS Entreprenante (10) aus.

Obwohl es keine schriftlichen Befehle gab, hielt Young für den Rest seines Lebens daran fest, dass Nelson ihn ausdrücklich in der Nähe der Victory haben wollte, um sofort die Berichte an die Admiralität in der Heimat zu überbringen.

Der enttäuschte Robert Young segelte zwei Tage nach Lapenotière mit Kopien der Berichte nach Faro ab, um den britischen Generalkonsul in Portugal zu informieren.

Auch wenn HMS Pickle nur eine kleine Rolle in der Weltgeschichte spielte, wird heute immer noch regelmäßig die „Pickle Night“ zelebriert. Der Jahrestag der Ankunft von Collingwoods Berichten beendet die Feierlichkeiten, die am 21. Oktober mit dem „Trafalgar Day“ beginnen.