Segelfregatte Jupiter (1:160) Teil I

Holger Bäthies baute nicht nur ein fantastisches Modell einer schwedischen Fregatte im Maßstab 1:160, sondern dokumentierte das Projekt auch sehr detailliert.

 

 

 

Teil 1: Die Vorlage für das Modell
Teil 2: Der Rumpf
Teil 3: Die Dekorationen
Teil 4: Bemastung und Takelung & Untere Rahen


Teil 1: Die Vorlage für das Modell

Die Risse für das Schiff stammen aus der Architectura Navalis Mercatoria von Frederik Hendrik af Chapman. Es handelt sich um die Tafeln XXXI und XXXII in der Rubrik Kaperfahrzeuge. Die Fregatte ist das größte Schiff dieser Rubrik. Auf Tafel XXXI sind die vollständigen Risse und eine perspektivische Zeichnung abgebildet, Tafel XXXII enthält einen Längsschnitt durch das Schiff, zwei Sektionsquerschnitte und Draufsichten auf die Decks.

Chapman

Chapman war schwedischer Schiffsbaumeister. Er hatte sein Handwerk unter anderem in England erlernt. Seine Architectura wurde 1768 veröffentlicht. Das Werk enthält Risse etlicher Schiffstypen. Die Größten sind Fregatten und Heckboote. Heckboote sind Handelsfregatten wie sie auf Ostindienfahrt verwendet wurden. Bemastung und Takelung wird nicht behandelt. Es gibt lediglich eine skizzenhafte Übersicht über das Aussehen der unterschiedlichen Typen. Interessanterweise klassifiziert Chapman die Schiffe ausschließlich nach der Rumpfform. D. h. es gibt beispielsweise Barken mit Fregatt-, Schnau- oder Briggtakelung. Heute wird genau anders herum eingeteilt. Im theoretischen Teil des Buches befaßt er sich mit Hydrodynamik. Es werden Auftriebe und Widerstände bei der Bewegung durchs Wasser berechnet. Man kann auch eine frühe Form der Integralrechnung bewundern. Zum Modellbau braucht man das allerdings nicht zwingend......

Die Jupiter

Ob es das Schiff aus den Tafeln XXXI und XXXII tatsächlich gab oder es nur eine Konstruktionszeichnung blieb ist mir nicht bekannt. Selbst der Name ist abgeleitet. Nur sehr wenige Zeichnungen im Buch sind tatsächlich mit einem Schiffsnamen versehen.
Die Galionsfigur läßt sich eindeutig als Zeus / Jupiter identifizieren. Der Gott ist mit Blitzbündel und seinem Sinnbild, dem Adler dargestellt. Dieser Adler taucht auch in den Heckverzierungen mehrmals auf. Da man für die Schiffsnamen eher das römische als das griechische Pantheon bemühte, dürfte "Jupiter" als Name richtig sein. Das Wort Jupiter dürfte auch im Schwedischen so geschrieben werden.
Die Heckansicht des Schiffes findet sich auch in zu Mondfelds Handbuch für Schiffsmodellbauer. Auch hier lautet der Name "Jupiter".

Der Querschnitt durch das Schiff ist ebenfalls in Paris "Die Linienschiffe des 18. Jahrhunderts" zu finden. Allerdings wird die Zeichnung hier der französischen Fragatte "Renommée" zugeordnet. Wahrscheinlich handelt es sich hier um ein Plagiat. Das Schiff hat einige Merkmale, die keinesfalls französisch sind. Steingräber hat einen Bausatz dieser "Renommée" im Angebot. In Wahrheit ist es aber die Chapman´sche Kaperfregatte "Jupiter".

Bug- und perspektivische Ansicht des Schiffes

Achterer Teil des Schiffes mit Heckansicht und Spantenriss




Die schwedische Fregatte "Venus" wurde ebenfalls von Chapman entworfen und ist der "Jupiter" sehr ähnlich. Ich habe diese Zeichnung als Vorlage für die Farbgebung, Teile der Decksausrüstung und die Reling der Hütte verwendet. Die kolorierte Zeichnung stammt aus dem Archiv des dänischen Marinemuseums und kann unter www.orlogsbasen.dk heruntergeladen werden.


Die "la Renommée" alias "Jupiter" von Steingräber. Die Takelage ist ziemlich rudimentär, für ein französisches Schiff wäre sie sogar fehlerhaft.

Daten zum Schiff

Fregatte (Kaperfahrzeug)

Länge über Steven

160 Fuß

Breite auf Spant

40 5/6 Fuß

Konstruktions - Tiefgang

18 Fuß 6 Zoll

Max. Tiefgang

21 Fuß 3 Zoll

Tragfähigkeit bei max. Tiefgang

396 schwere

Hauptquerschnitt

451 Quadratfuß

Fläche der obersten Wasserlinie

5021 Quadratfuß

Deplacement

46488 Kubikfuß

Geschütze

28 à 18 Pfund in der Batterie
12 à 6 Pfund auf Back und Achterdeck

Proviant für

5 Monate

Wasser für

2 1/2 Monate

Besatzung

400 Mann, einschließlich Offiziere


1 schwedischer Fuß = 0,296 m
1 schwedisches Zoll = 24,7 mm
1 schwedische schwere Last = 2,40 englische tons


Das Modell

Das Modell ist im Maßstab 1:160 gebaut.

Rumpflänge

34,3 cm

Länge über Alles

41,8 cm

Höhe Größmast über der Wasserlinie

31,4 cm

Breite

7,5 cm

Länge der Großrah

16,6 cm



Es wird ein Wasserlinienmodell sein und soll später auf einer Grundplatte montiert werden. Das Schiff soll sich unter Fock und Marssegeln durch leichten Seegang bewegen. Die Batterie ist ausgerannt, ein Teil der Boote wird geschleppt. Das Deck soll durch Preiser - Bahnreisende in 1:160 bevölkert werden. Die Figuren müssen dafür abgeändert werden.

Teil 2: Der Rumpf



Der Unterbau

Der Rumpf wird aus einzelnen Spanten zusammengesetzt. Ich gehe dabei so vor, daß auch die Räume zwischen den Spanten aufgefüllt werden. Dadurch entsteht ein massiver Rumpf. Die Methode ist aufwändig, hat aber den Vorteil, daß die Konstruktion einfach zu stracken ist. Der Verlauf der Barkhölzer, der Reling, der Wasserlinie und die Lage von Stückpforten können exakt eingezeichnet werden. Beim Beplanken ist immer genügend Auflage vorhanden. Die Spanten sind aus 4 mm Pappelsperrholz ausgesägt. Unterhalb des Hauptdecks ist der Rumpf massiv.



Wie auf dem folgenden Bild zu sehen, werden die Spanten auf einem Vierkantholz montiert. Bug und Heckpartie fehlen noch, die Spanten sind noch nicht gestrackt.




Die Spanten sind verklebt und ausgerichtet. Unebenheiten sind mit Holzpaste verspachtelt und geschliffen. Die Bugsektion ist ebenfalls angebracht. Im langen Schlitz wird später das Scheg eingeklebt. Die beiden kleineren Schlitze nehmen Katspanten auf. Die Heckpartie wird ähnlich konstruiert. Die richtige Form muß aus dem Bauplan herausgezeichnet werden

Die Beplankung


Die Planken werden mit einem scharfen Messer und einem Metall - Lineal von einem Stück Ahornfurnier abgeschnitten. Das Furnier ist 0,5 mm stark, die Planken sind 1,5 mm breit und 3,8 cm lang. Die Schnittkanten werden mit feinem Schmirgelpapier geglättet.
Zuerst werden die Barkholzgürtel angebracht. Sie sind doppelt so stark wie die normalen Planken, die Breite des Gürtels ist vier Plankenreihen stark. Der Barkholzgürtel wird später schwarz gebeizt. Deshalb wurden die Kanten vor dem Aufbringen weiterer Planken geschwärzt. Später wäre diese Arbeit sehr viel schwieriger.
Anschließend werden die Bordwände komplett beplankt. Die Stückpforten werden dabei teilweise verdeckt und müssen später wieder ausgeschnitten werden. Sämtliche Hölzer werden mit Weißleim verklebt. Die einzelnen Planken lassen sich relativ stark verbiegen. Bei starken Krümmungen werden sie befeuchtet und erwärmt. Im Bug- und Heckbereich werden die Planken mit Klammern und Zwingen bis zum Antrocknen fixiert.
Ist die Beplankung komplett, wird sie mehrfach mit feinem Papier geschliffen und mit einer Rasierklinge abgezogen.
Die Rumpinnenseite wird ebenfalls beplankt und geschliffen. Der Relingsverlauf abzüglich des Schandeckels wird am Rumpf angezeichnet und mit einem Trennblatt der Handbohrmaschine wird des überstehende Material entfernt.
Die Löcher für die Masten werden mit einer Bohrmaschine gebohrt. Dafür wird die Maschine in einen Bohrständer gespannt, so daß die Löcher rechtwinklig sind. Haben die Masten einen Fall, wird der Rumpf vor dem Bohren entsprechend mit Klötzchen unterbaut. Dafür ist ein Geodreieck sehr hilfreich.



Der Bereich unter dem Barkholzgürtel wurde mit Eiche dunkel gebeizt. Für den Bereich zwischen dem Barkolz und der unteren Zierleiste habe ich eine Mischung aus Eiche mittel und Maisgelb verwendet. Barkholz und oberer Rumpf sind schwarz gebeizt. Alle Beizen sind Clou - Beizen auf Wasserbasis. Das Rot ist eine Acrylfarbe "Blutrot". Der Weißabgleich meiner Kamera hat hier nicht so gut funktioniert und die rote Farbe etwas verfälscht.
Die Zierleisten bestehen aus 1 mm breiten Pappstreifen, auf die Zwirn geklebt wurde. Dadurch lassen sich profilierte Leisten ganz gut imitieren. Die Zierleisten sind ockergelb/gelb gestrichen.
Am Heck ist der Unterbau der Seitentaschen zu sehen. Er besteht aus Pappe und ist noch nicht mit Furnier beplankt.


Der Heckbereich im Aufbau. Die untere Galerie ist beplankt aber noch nicht geschliffen. Die Fensteröffnungen sind grob ausgeschnitten. Die Seitengalerie und die obere Galerie befinden sich noch im Rohbau.


Die backbord Seitengalerie von vorn aus gesehen

Der Rumpfausbau




Das Hauptdeck ist beplankt. Das Furnier wurde dafür naturbelassen, die Seiten mit einem 2B Bleistift dunkel gefärbt, um die Kalfaterungsnähte anzudeuten. Auch die Decksplanken wurden gut geschliffen und mit einer Rasierklinge abgezogen.
Die Decksbalken für die Back sind eingeklebt und mit Querhölzchen verstärkt. Die Decksbalken sind gekrümmt, um die Wölbung des Decks zu ermöglichen. Die Kammer unter dem Backdeck zur Schiffsmitte hin ist das Kombüsen - Häuschen. Dahinter ist ein Oberlicht im Deck eingelassen, hinter dem eine Gräting zu erkennen ist (unteres Bild). Die Grätings stelle ich her, in dem ich Vorhangstoff (Fliegengitter) doppelt übereinander klebe. Die beiden Ebenen sind so gegeneinander verschoben, daß sich kleine Gitteröffnungen ergeben. Die schwarze Plankendopplung vor der ersten Stückpforte ist eine Scheuerleiste für den Anker. Die vier Zylinder um die Großmastöffnung sind die Köpfe der Lenzpumpen. Die Pumpenschwengel sind, nach französischem Vorbild , am Großmast befestigt (oberes Bild). Hinter dem Großmast sind ein Niedergang, weitere Luken mit Grätings und ein Gangspill zu sehen. Sämtliche Geschütze sind aus Einzelteilen selbst gefertigt, ebenso das Spill.


Die Lafette ist aus Pappe und Holz gefertigt. Der Richtkeil besteht aus einem Stück Holz. Das Rohr wird ebenfalls aus Holz gedreht. Die Verstärkungsringe sind aus Papier aufgesetzt, ebenso die Zündpfanne. Die Traube am Bodenstück ist ein Fimokügelchen. Für die Schildzapfen wird ein Stück Messingdraht durch das durchbohrte Rohr gesteckt. Mit dem Bohrer wird auch die Mündung ausgebohrt. Ich verwende für solche Bohrungen nicht die Handbohrmaschine. Die dreht zu schnell und die Gefahr abzurutschen ist mir zu hoch. Ich verwende den Bohrer per Hand oder spanne ihn in ein Bohrfutter, ähnlich eines Uhrmacherschraubenziehers, ein. Die Lafetten werden rot, die Rohre schwarz gestrichen. Die Richtkeile setze ich in einem Braunton ab. Auf dem obigen Foto ist das Geschütz noch nicht komplett.


Die Spindel des Gangspills besteht aus einem Rundstab. Darauf wird eine kreisrunde Platte aus Sperrholz gesetzt. Auf diese Platte werden kleine Holzkeile geklebt, über die wiederum eine kreisrunde Sperrholzplatte geleimt wird. Die Holzkeile bilden den Bereich, in den die Spillspaken gesteckt werden können. Den oberen Abschluß bildet wieder eine Sperrholzplatte mit einem etwas kleineren Durchmesser, die an den Kanten abgerundet ist. Auf die Spindel werden sägezahnförmige Furnierholzstückchen geklebt. Zwischen diese senkrechten Hölzer werden waagrechte Füllstücke in zwei Ebenen übereinander gesetzt. Das Spill wurde in verschiedenen Braun- und Rottönen bemalt.

Das Galion

Die korrekte Form der Galionsspanten zu finden ist nicht einfach, zumal sie nicht im Plan herausgezeichnet sind. Man muß also mit Hilfe der Galionsregeln selbst konstruieren. Die Galionsspanten sind aus dünnem Sperrholz gesägt. Die Galionsbalken tragen später die Grätings, die das Galion bedecken. Das Backdeck ist fertig beplankt, Niedergänge, Grätings, Glockenstuhl, zweites Gangspill und Kranbalken sind zu sehen.






Die Galionsregeln sind an den Spanten angebracht. Die oberste Regel ist aus zwei Pappstücken zusammengesetzt. Die mittlere und untere Regel besteht aus Holz. Die mittlere Regel läuft über die Stückpforte im Bug und endet als Drückerkonsole des Kranbalkens. Die Konsole ist grob vor modelliert.



Das Achterschiff


Im Achterschiff sind die Kabinen eingeteilt, der Unterbau der umlaufenden Achtergalerie ist bis auf die schwarze Färbung komplett. Die Galerie ist noch nicht beplankt.


Die Kabinenwände von mittschiffs aus gesehen. Vor den Kabinen ist der Ruderstand mit Kompaßhaus und ein Niedergangshäuschen. Die Wände bestehen aus stärkerer Pappe, die mit Furnierholzstreifen beklebt wurde. Die Fensteröffnungen sind mit klarer Folie hinterlegt. Für die Einteilung der Wände in Fächer wurden rot bemalte Furnierspäne verwendet.


Der Ruderstand, der später unterhalb des Hüttendecksdecks liegen wird. Die Räder bestehen aus Holz und Papier, die Radnabe und der Ständer sind aus Holz.


Das Hüttendeck ist fertig beplankt. Durch die beiden Löcher im vorderen Bereich des Decks werden später die Treppen nach oben führen. Der Heckbogen ist angebracht und auf dem Hüttendeck mit Knien abgestützt. Unmittelbar hinter dem Großmast ist ein Geländer zu sehen, das die Belegstellen am Mast vom restlichen Deck trennt. Die Geländerstützen sind aus 1 mm Quadratholz geschnitten. Der mittlere Teil wurde gerundet. Handlauf, der mittlere Zug und das Grundbrett sind aus dünnem Sperrholz angefertigt. Die Belegnägel sind Drahtstücke.


Die obere Galerie des Schiffes im Bau. Die Fenster sind aus Acrylfolie (z.B. Fenster eines Briefumschlags) gefertigt. Die Fensterrahmen sind aus Papier hergestellt, die Fächer unterhalb der Fenster sind aus Pappe und Papier. Die Streben zwischen den Fenstersegmenten bestehen aus Holzleisten. Der Bereich zwischen oberer und unterer Galerie ist noch nicht fertig.


Der Bereich zwischen Achterdeck und Back, die Kuhl, war mit zwei breiten Laufgängen verbunden. Der Unterbau für diese Planken ist hier in Vorbereitung.


Eine Übersicht über das gesamte Modell. Die Kuhl ist überplankt. In den verbleibenden Streifen werden Grätings eingesetzt. Sämtliche Decks liegen nicht direkt auf den Decksbalken auf, sondern sind auf einer dünnen Pappschablone aufgebaut. In den freien Streifen über der Kuhl ist diese Pappe noch zu sehen. Mit dem Heckbogen sind die Strukturen im hinteren Teil des Schiffes abgeschlossen. Geländer und sämtliche Verzierungen fehlen dort noch. Das Galion ist mit Grätings ausgelegt.

Die senkrechten Leisten an der Bordwand im Bereich der Kuhl ist ein Scheuerschutz, der z.B. beim Aus- und Einsetzen der Boote die Bordwand schützen sollte. Am Rumpf fehlen noch die Rüstbretter und der überwiegende Teil der Belegstellen für die Takelage. Dazu zählen Betinge, Kreuzklampen, Klampen und Nagelbänke. Die Treppen vom Achterdeck zur Hütte und von den Laufgängen in die Kuhl fehelen ebenfalls noch.Oberdecksgeschütze und sämtliche Geländer waren zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch nicht fertig. Leider habe ich nicht genügend Fotos, um all diese Bauabschnitte zu dokumentieren.

Teil 3: Die Dekorationen

Sämtliche Dekorationen am Modell sind aus Fimo - Knetmasse modelliert. Es fiel mir schwer die Rankenmuster im Plan in einzelne Elemente aufzulösen. Die organischen, ineinander verdrehten Formen fand ich recht komplex. Deshalb habe ich mir erst einmal ein paar passende Häuserfassaden angesehen. Hat man mal einen dreidimensionalen Eindruck bekommen, geht es gleich viel leichter.




Schnitzereien am Heck
Das Heck des Schiffes ist sehr reich geschmückt. Neben Rankwerk gibt es auch plastische Adlerfiguren.


Die untere Seitengalerie ist mit Verzierungen versehen. Das Fensterkreuz fehlt noch. Ich hatte die Konturen der Seitengalerie auf ein Stück Backpapier übertragen und die Ornamente darauf modelliert. Grundform sind Fimo - Würste und Fimo - Kugeln, die ich dann mit Skalpellklingen und Nadeln bearbeitet habe. Die Fimomasse darf nicht zu kalt sein, sonst bröckelt sie. Ist sie zu warm, ist sie zu klebrig. "Handwarm" geht ganz gut. Nach einigen Proben und Ausprobieren kann man mit der Knetmasse recht feine Strukturen hin bekommen. Auch eine aufgebogene Form wie das Ornament links außen ist möglich und übersteht das Aushärten im Tischgrill. Mit der Heizzeit kann auch experimentiert werden. Läßt man die Masse zu lange im Ofen wird sie zu hart und sieht auch etwas zerlaufen oder gequollen aus. Bei kürzerer Trockenzeit bleibt die Masse noch etwas biegsam und hält besser die Form. Beim Abkühlen härtet sie eh noch etwas nach. Schrumpfen der Stücke konnte ich nicht beobachten.
Die Bemalung erfolgte mit zwei unterschiedlichen Gelbtönen (Acrylfarbe).

Das Galeriegeländer besteht aus Holz (rechteckige Stützen und Handlauf) und Papier (elliptische Stützen). Für die Elliptischen Stützen wird ein dünner Papierstreifen (Breite = 1mm) mit Weißleim bestrichen und mehrfach über ein Rundholz gewickelt. Ist die gewünschte Stärke erreicht, wird die Papierrolle vom Rundholz geschoben und anschließend platt gedrückt. Damit die Enden nicht zu spitz werden, werden diese über eine Stecknadel geformt. Die schrägen Stützen im vorderen Bereich wurden ähnlich hergestellt. Nur war die Breite des Streifens größer, die eigentliche Stütze wurde dann aus dem Breiten Streifen ausgeschnitten.
Die Arbeit ist etwas knifflig. Aber nach einer Eingewöhnungsphase kommt man ziemlich schnell voran.

Das noch unverzierte Heck.....



....und nach Aufbringen der Ornamente


Die Adlerfiguren bestehen aus mehreren Einzelteilen und wurden weiß bemalt, um den Kontrast zu erhöhen. Der untere Teil des Hecks ist noch nicht verziert, die Fensterkreuze fehlen noch. Einige Details im Bereich der oberen Fensterreihe und am Balkongeländer sind ebenfalls noch nicht angebracht.


Die Ornamente des Heckbogens vor dem Aushärten


Der Unterbau der Seitengalerie wird angebracht. Er besteht im Wesentlichen aus einem Balsaklötzchen und ist mit Holzpaste verspachtelt.



Der komplette Unterbau mit Adlerfigur als Stütze.


Das Heck, nun auch mit den Verzierungen unterhalb der unteren Galerie.

Die Galionsfigur

Die Galionsfigur ist aus mehreren Einzelteilen zusammengesetzt.


Zunächst wurde der Torso geformt und in die Aussparung im Galion eingepasst.


Danach wurden die Beine angebracht und die Adlerfigur auf die Galionsspitze gesetzt. Den Vogel habe ich später in Brauntönen bemalt, hat mir besser gefallen.


Der angewinkelte linke Arm des Gottes. Der Übergang zum Rumpf wird von dem blauen Tuch verdeckt. Das Tuch besteht nicht aus Fimo, sondern aus einer einzelnen Lage Papiertaschentuch. Diese wurde in verdünntem Weißleim getaucht und über die Schulter modelliert.


Der rechte Arm mit Blitzbündel (Draht). Hand und Arm sind getrennte Teile. Den Kopf muß ich nochmals überarbeiten, die Haare sollen grauer werden. Galionsknie und Galionsregeln sind mit einem helleren Gelb abgesetzt. Einige Details im Bereich der beiden oberen Regeln fehlen noch.


Blick von oben auf das Galion. Die roten Kästen am Übergang von den Galionsgrätings zum Deck sind die Mannschaftslatrinen.

Teil 4: Bemastung und Takelung & Untere Rahen

Die Bemastung und Takelung des Modells sind nicht ganz einfach, da in der Architectura nur die Rümpfe gezeigt werden. Über die Takelung speziell von schwedischen Schiffen weiß ich sehr wenig, mir fehlen auch die Möglichkeiten in dieser Richtung Grundlagenforschung zu betreiben. Ich habe mich deshalb an allgemein zugängliche Literatur gehalten. Dadurch haben sich mit Sicherheit Fehler oder Ungenauigkeiten eingeschlichen.

Für die Rekonstruktion habe ich Marquardt: "Bemastung und Takelung von Schiffen des 18. Jahrhunderts", Delius&Klasing 1986; Boudriot: "The seventy - four gun ship Vol. 3", Jean Boudriot Publications 1987 und Boudriot: "John Paul Jones and the Bonhomme Richard", Jean Boudriot Publications 1987 verwendet.

Die Replik des schwedischen Ostindienfahrers Götheborg wurde streng nach französischem Vorbild getakelt. Ich bin bei der Befestigung des Klüverbaums davon abgewichen, da eine Skizze in der Architectura eher die englische Methode zeigt. In dieser Skizze ist auch ein baumloses Gaffelsegel zu sehen, das ich ebenfalls verwendet habe. Modellfotos der schwedischen Fregatten der Bellona - Klasse von 1780 zeigen noch eine Rute am Besanmast. Die Eselshäupter der Masten scheinen eher flach zu sein, und die Befestigung des Klüverbaums ist nicht deutlich genug zu erkennen.


Die Segelskizze aus der Architectura Navalis Mercatoria


Das Modell einer schwedischen Fregatte

Die Situation in der das Modell dargestellt werden soll

Die Segel sollen so wie auf den folgenden Fotos zu sehen dargestellt werden. Besansegel, Großsegel, Blinde und alle Bramsegel geborgen. Die Fock und die Marssegel gesetzt. Bei den Schratsegeln bin ich mir noch nicht ganz schlüssig. Wahrscheinlich zeige ich nur das Klüversegel gesetzt, alle anderen geborgen. Das Schiff soll sich in mäßigem Seegang befinden. Ein bis zwei Beiboote werden geschleppt, die übrigen sind noch an Bord.
Das Schiff soll sich in mäßigem Seegang befinden. Ein bis zwei Beiboote werden geschleppt, die übrigen sind noch an Bord.




Die Masten

Die Masten sind aus Buchenstäben hergestellt. Die Mastwangen (Auflage für die Längssailing) sowie Längs- und Quersailing (Unterbau der Marsplattform) sind als Einzelzeile am Mast angebaut. Die Marsplattform ist aus einzelnen Planken zusammengesetzt. Die Eselshäupter (obere Verbindung zwischen Untermast und Stenge) haben kontinentale Form. Der Frontfisch (Brett, daß die Mastvorderseite abdeckt) ist aus Furnierholz zusammengesetzt. Er wird durch Wuhlings am Mast gehalten und endet oberhalb des Decks. Die metallenen Mastbänder werden durch schwarz lackierte Papierstreifen imitiert.


Die Untermasten und der Buspriet sind weiß gestrichen. Mastwangen, Marsplattform, Masttop und Eselshaupt sind schwarz gebeizt. Sämtliche Stengen und der Klüverbaum sind Eiche Mittel gebeizt. Der Bereich zwischen Stengehummer (Auflage der Sailing) und Eselshaupt ist ebenfalls schwarz. Die Bramstenge besitzt ein Normaltop. Sämtliche Rahen und die Gaffel sind ebenfalls schwarz, die Leesegelspieren sind wiederum Eiche Mittel.

Das Besansegel

Ich takele meine Modelle von hinten nach vorn und von unten nach oben. Folglich ist das Besansegel immer das erste Segel, das ich in Angriff nehmen. Da das Besansegel geborgen ist, ist es leichter Gaffel und Segel anzuschlagen bevor der Besanmast eingesetzt wird.


Die Gaffel und der Mast wurden mit einer Reihleine versehen, Gordingblöcke, Gaffelgeeren, Piek- und Klaufallblöcke sind befestigt. Die Gaffelklaue wurde mit einem Stück Draht an den Mast gestiftet.
Das Segel wurde aus Papiertaschentuch hergestellt. Bis auf zwei Papierlagen wurden alle entfernt. Das Segel wird zugeschnitten und in verdünnten Weißleim getaucht, dem etwas braune Holzbeize zugesetzt ist. Das noch feuchte Tuch wird zusammengeschlagen und an den Stellen wo die Gordinge ansetzen zusammengebunden. Das Segel wird mit Sekundenkleber an Gaffel und Mast befestigt. Das Schothorn wird gesondert hergestellt und später eingesteckt.

Den überwiegenden Teil der Blöcke stelle ich selbst aus Fimo her. Nur einige größere Doppelblöcke kaufe ich ein.

Der Mast mit angeschlagenem Besansegel ist im Modell eingeklebt. Am Fuß des Besanmastes sind Belegklampen für das Laufende Gut des Mastes zu sehen.

Das Besansegel und die Gaffel sind teilweise aufgetakelt.


Die Unterrahen



1. Fallblöcke: zum hochziehen der Rah.
2. Marsschot/Topnantblock: Durch den unteren Teil geht die Marsschot, durch den oberen Teil wird die Topnant geführt. Diese diente dazu die Rah waagrecht zu halten.
3. Brassblöcke: zum drehen der Rah am Mast.
4. Rahtakel: zum heben von Gewichten; z.B. zum aussetzen der Boote.
5. Leitblock für das Rahtakel.
6. Fußpferde: zum drauf treten bei Arbeiten an der Rah.
7. Gaitaublöcke: zum heraufziehen der Schothörner zur Rah (hinter der Rah).
8. Rackleinen: zum Sichern der Rah gegen den Mast.
9. Marsschotleitblöcke: von hier gehen die Marsschoten zum Deck. Unter den Marsblöcken sind die Kleineren Schlappleinblöcke angebracht. Mit den Schlappleinen konnte der Segelfuß etwas angehoben werden, um bessere Sicht nach vorn zu haben.
10. Bug- und Nockgordingblöcke: zum heraufziehen des Segelfußes und der Seiten Richtung Rah (vor der Rah).
11. Hanger: Zum sichern der Rah am Mast und zur Entlastung der Fallen.

Das Focksegel


Die gesetzten Segel habe ich anders hergestellt als die geborgenen. Das Segel besteht aus Seidenpapier, Stoff wäre in diesem Maßstab viel zu dick. Vor dem Ausschneiden muß bedacht werden, daß das Segel einen Saum hat. An jeder Seite wird 1,5 mm zugegeben.
Das Seidenpapier ist durchscheinend und wurde deshalb mit einem matten Weiß, dem eine Spur Ocker beigemischt war, bemalt.
Die Säume werden umgeknickt und festgeklebt. In den Saum wurde ein dünner Kupferdraht eingelegt, dadurch soll das Segel später besser seine Form halten können.

Die einzelnen Kleider wurden mit einem Bleistift aufgezeichnet. Um das Segel herum wurde mit Zwirn das Liektau gelegt. In den Schothörnern werden die Blöcke für die Halsen, Schoten und Gaitaue des Focksegels eingeknotet (3). An den Segelrändern werden die Legel für die Bulins und Gordinge angebracht (2). Mit einer Nadel wird der Zwirn eingefädelt, eine Schlaufe gelegt und diese mit Sekundenkleber fixiert. Die Reffbändsel werden mit einer Nadel durch das Segel gezogen und mit einem Knoten gesichert und einem Tropfen Kleber fixiert. Anschließend werden die Fäden auf Länge geschnitten.


Auf der Rückseite des Segels sind Dopplungen angebracht. Diese verstärken den Segelrand, die Legel der Buggordings und das Reffband. Die Dopplungen bestehen aus unbemaltem Seidenpapier, das mit grauer und ockerfarbener Pastellkreide leicht gefärbt wurde.


Das an der Rah angeschlagene Focksegel. Die Gaitaue sind bereits durch die Blöcke geschoren.


Die am Modell gesetzte Fock


Blick von vorn auf das Modell. Besan- und Großsegel sind geborgen, Focksegel gesetzt. Die Herstellung des Großsegels ähnelt der des Besansegels. Die Schothörner werden auf der Vorderseite des Segels von oben eingesteckt und dann über das Segel heruntergezogen.
Das Vorstag und die Takelung des Bugspriets sind die nächsten Arbeitsschritte.


Blick auf die Großrah


Blick in den Großmars. Großstag und Großborgstag sind bis zur Maus bekleedet, d.h. Das Stag ist mit einem dünneren Tau umwickelt.



Vielen Dank an Holger Bäthies für die detaillierte Darstellung des Projekts. Wir freuen uns schon auf die nächsten Schiffe aus seiner Werft!

Quellen: Karl-Heinz Marquardt: "Bemastung und Takelung von Schiffen des 18. Jahrhunderts", Delius/Klasing 1986
Die Risse zum Schiff sind aus der Chapman: "Architectura Navalis Mercatoria", Delius/Klasing