1756 - Schlacht von Minorca

Am 20. Mai 1756 fand vor Minorca eine denkwürdige Schlacht statt, welche zwar materiell nicht gewaltig war, deren Echo jedoch das Handeln von vielen englischen Offizieren beeinflusst hat.

Diese Schlacht war ein Teil des Siebenjährigen Krieges der ein vorläufiger Höhepunkt der langen Kriege zwischen England und Frankreich war. Viele Pläne und Strategien aus diesem Krieg sollten 50 Jahre später, zur Hochzeit Napoleons, immer noch Gültigkeit haben.

England und Preußen waren miteinander verbündet, während sich Österreich auf die Seite Frankreichs geschlagen hatte. Die österreichischen Niederlande, das spätere Belgien, waren damit unter dem Einfluss der Franzosen und die Gefahr einer Invasion auf englischem Boden vielleicht nie höher. Der Plan von Marschall Fouqet Duc de Belle-Isle sah vor, dass eine gleichzeitige Landung in England, Irland und Schottland stattfinden sollte. Wie einige Jahrzehnte später wurden Soldaten an den Kanal und die Biskaya verlegt um die Invasion durchzuführen. Zugleich sollte ein Angriff auf Minorca stattfinden um die britischen Kräfte im Mittelmeer zu binden.

Letztendlich ist von dem Plan bis auf den Angriff auf Minorca nichts übrig geblieben. Die Vorraussetzungen für eine Invasion waren auf französischer Lage in keinster Weise vorhanden, dennoch lebten die Engländer in größter Angst vor dem gefürchteten Sprung über den Kanal. Minorca war seit dem französischen Unabhängigkeitskrieg in den Händen der Briten und für die Präsenz im Mittelmeer enorm wichtig.

Im April 1756 landeten 15.000 französische Soldaten auf Minorca. 3.000 Mann auf der Insel und ein kleines Geschwader unter dem Kommando von Kommodore Edgecumbe konnten die Einnahme nicht verhindern. Die Soldaten zogen sich in die Festung Fort St. Philip zurück und Kommodore Edgecumbe nahm Kurs auf Gibraltar.

Admiral John Byng wurde mit 10 Linienschiffen ins Mittelmeer beordert. Soweit möglich sollte Minorca beschützt, auf jeden Fall Gibraltar gesichert werden. Am 2. Mai erreichte Byng Gibraltar und erfuhr von Edgecumbe von der Einnahme Minorcas. Mit insgesamt 13 Linienschiffen machte er sich auf den Weg die Insel zu befreien.

Am 19. Mai erreichte Admiral Byngs Flotte Minorca. Bereits am Abend konnte die französische Flotte ausgemacht werden, aber erst der nächste Tag sollte die Entscheidung bringen. Am folgenden Morgen wurden die Franzosen im Süden und Osten gesichtet. Byng befahl die Schlachtlinie in zwei Divisionen zu bilden und auf Admiral Galissonniére zuzuhalten. Geschickt brachte sich Byng in Position und gegen Mittag liefen die englische und französische Schlachtlinie aufeinander zu.

Gegen 13.00 lagen beide Schlachtlinien fast parallel, jedoch in zu großem Abstand. Byngs Plan bestand darin mit seiner Vorhut die französische Nachhut zu passieren um nach einer Wende im spitzen Winkel den Gegner in Dwarslinie anzugreifen.

Nachdem Byng den Befehl für die Wende gab sollte die Defiance, das Spitzenschiff der Division unter dem Kommando von Konteradmiral West, steuerbord abfallen und das führende französische Schiff angreifen. Aber die Defiance griff nicht an, sondern blieb zu lange auf parallelem Kurs zum Gegner. Als endlich Byngs Befehle verstanden wurden war es schon zu spät. Der entscheidende Moment war verpasst. Byng blieb nichts anderes übrig als den Feuerbefehl zu geben und Wests Division ging in den Kampf. Dabei wurden sie so stark beschädigt, dass die Intrepid außer Gefecht gesetzt wurde und nun genau auf dem Kurs der zweiten Division lag.

Die erste Division war bereits eine halbe Stunde im Kampf als Byngs Schiffe aktiv in die Schlacht eingriffen. Zu diesem Punkt offenbart sich Byngs wohl größter Fehler. Anstatt allen Schiffen den Angriffsbefehl zu geben, versuchte er wieder Ordnung in seine Linie zu bekommen. Auch Admiral Galissonniére kann man eine verpasste Chance nachsagen. Die schwer beschädigte erste Division hätte er mit seiner kompletten Linie passieren und nach einer Halse von beiden Seiten beschießen können. Er hielt sich auch seine Vorgaben und versuchte nicht die endgültige Entscheidung zu suchen. Wichtiger war es Minorca auch weiterhin schützen zu können.

Admiral Galissonniére entschloss sich nun das Gefecht zu beenden und setze seinen Kurs fort. Byng war nicht in der Lage den Befehl "Jagd frei" zu geben, da dieser nach dem Willen der Admiralität nur gegeben werden durfte, wenn der Gegner erheblich unterlegen oder weitgehend niedergekämpft war.

Byng rief einen Kriegsrat ein und man beschloss erstmal nach Gibraltar zurückzukehren. Etwa einen Monat später fiel die Festung auf Minorca und die englischen Soldaten ergaben sich.

Der Verlust von Minorca war natürlich ein herber Verlust für England und in Anbetracht der großen Sorgen brauchte man einen Sündenbock. So dauerte es nicht lange bis Admiral Byng vor ein Kriegsgericht gestellt wurde. Er wurde von der Anklage der Feigheit vor dem Feind freigesprochen. Doch man beschuldigte ihn ebenfalls für den Sieg gegen die französische Flotte nicht sein Äußerstes getan zu haben und verurteilte ihn zum Tode. Am 14. März 1757 wurde er in Portsmouth hingerichtet.