Siebenjähriger Krieg

oder Dritter Schlesischer Krieg - Seven Years' War - Guerre de Sept Ans

Friedrich II., auch Friedrich der GroßeDie Ursache des Kriegs war der Wunsch der Kaiserin Maria Theresia von Österreich, das in den vorherigen Schlesischen Kriegen an Preußen verlorne Schlesien wiederzugewinnen. Ihr schloss sich die Kaiserin Elisabeth von Russland an, welche wegen beißender Witze über ihre Person gegen Friedrich II. äußerst erbittert war.

Auch in Frankreich, das bisher stets Gegner Österreichs und noch in den Schlesischen Kriegen mit Preußen verbündet gewesen war, trat unter dem Einfluss der Pompadour und ihres Günstlings, des Ministers Bernis, ein Umschwung ein, der von Kaunitz, der für einige Zeit die Gesandtschaft in Paris übernahm, eifrig befördert wurde.

Nachdem Friedrich II. am 16. Januar 1756 mit England, das wegen der Kolonien in Nordamerika mit Frankreich im Streit lag, den Vertrag von Westminster zum Schutz Hannovers schloss, kam es zu einer Umkehrung der bisherigen Allianzen (renversement des alliances).

Dem Vertrag von Westminster folgte am 1. Mai ein defensives Schutzbündnis zwischen Österreich und Frankreich und gleichzeitig das Ende des seit 1516 als "Habsburgisch-Französischer Gegensatz" bekannten Konflikts.

Den dienstbeflissenen Vermittler bei diesen Verhandlungen bildete der sächsische Hof, an dem Graf Brühl zu den heftigsten Gegnern Friedrichs zählte.

Friedrich erhielt durch einen bestochenen sächsischen Kanzlisten, Menzel, von diesen Plänen Kunde. Genaueres erfuhr er aus den Berichten des niederländischen Gesandten in Petersburg, die ihm über den Haag zugingen und meldeten, dass Österreich und Russland übereingekommen seien, ihn im Frühjahr 1757 anzugreifen.

Er beschloss, sich entweder dagegen zu sichern, oder seinen Feinden zuvorzukommen, und ließ im Juni 1756 in Wien anfragen, ob die Kriegsrüstungen ihm gälten. Als man auf diese Frage eine ausweichende Antwort gab, forderte er das Versprechen, dass man weder in diesem noch im folgenden Jahr ihn angreifen werde.

1756

Da ihm dies bis zum 21. August verweigert wurde, begann er den Krieg, indem er am 29. August mit 60.000 Mann die sächsische Grenze überschritt.

Sein Plan war, auf diesem kürzesten Weg in Böhmen einzufallen. Aber der Kurfürst von Sachsen, August III., wies alle Anträge Friedrichs, sich mit ihm zu verbinden oder neutral zu bleiben, zurück und flüchtete auf den Königstein, von wo er seine Bundesgenossen und das Reich um Beistand anrief, während sich die sächsischen Truppen, 17.000 Mann, rasch in einem befestigten Lager bei Pirna zusammenzogen.

Friedrich, der am 9. September in Dresden eingezogen war, musste nun die Sachsen einschließen, um sie durch Hunger zur Aufgabe zu zwingen. Er wehrte zwar einen Versuch der Österreicher unter Browne, die Sachsen zu befreien, durch den Sieg bei Lobositz  am 1. Oktober 1756 ab und nötigte die Sachsen am 15. Oktober zur Kapitulation von Pirna, worauf Unteroffiziere und Gemeine der sächsischen Armee der preußischen einverleibt, Sachsen überhaupt als eroberte Provinz aufgesogen wurde, während der Kurfürst mit dem Hof nach Warschau ging.

Aber in Böhmen hatte er sich nicht festsetzen können, und nun bildete sich die europäische Koalition gegen ihn, die er hatte verhindern wollen.

1757

Schlacht von LeuthenDas Deutsche Reich beschloss am 17. Januar 1757 die bewaffnete Hilfe für Sachsen; Russland sicherte am 22. Januar Österreich ein Hilfsheer von 100.000 Mann zu; Frankreich verpflichtete sich am 1. Mai, 150.000 Mann gegen Preußen aufzustellen und jährlich 12 Millionen Gulden Subsidien zu zahlen, und auch Schweden, dessen Reichstag von französischem und russischem Geld bestochen war, erklärte als Garant des Westfälischen Friedens an Friedrich den Krieg.

Von den zu erobernden preußischen Landen sollte Österreich Schlesien, Glatz und Krossen, Sachsen Magdeburg, Halberstadt und den Saalkreis, Schweden Vorpommern, Kurpfalz Kleve und Obergeldern, Russland Ostpreußen erhalten, während Frankreich ein Teil der österreichischen Niederlande zugesichert wurde. Friedrich II. sollte also auf die Mark und Hinterpommern beschränkt und als ohnmächtiger Marquis de Brandebourg für immer unschädlich gemacht werden.

Dem verbündeten Mitteleuropa hatte Friedrich, dessen Staat kaum 5 Millionen Einwohner zählte, außer seinem eignen Heer von 200.000 Mann nur die Truppen seiner wenigen Verbündeten, Hannover, Braunschweig, Hessen-Kassel und Sachsen-Gotha, entgegenzustellen; diese letztern, 40.000 Mann unter dem Herzog von Cumberland, waren bestimmt, Hannover zu schützen.

Der König selbst beabsichtigte, den 1756 nicht gelungenen Plan wieder aufzunehmen und in Böhmen einzufallen, in der Hoffnung, Österreich so schnell und so entscheidend niederzuwerfen, dass dessen Verbündete vom Krieg abgeschreckt würden.

Der Anfang des Feldzugs von 1757 schien seine Erwartungen zu bestätigen. Er errang am 6. Mai nach mörderischem Kampf den Sieg von Prag und schloss die geschlagene österreichische Armee unter dem Prinzen Karl von Lothringen in Prag ein.

Aber dies hielt sich, bis Daun mit einem neuen österreichischen Heer von 54.000 Mann herankam und den ihm entgegen geschickten Herzog von Bevern zurückdrängte. Nun eilte Friedrich selbst herbei, vereinigte sich am 15. Juni mit Bevern und griff am 18. Juni mit 34.000 Mann die Stellung Dauns bei Kolin an, erlitt aber eine völlige Niederlage; 14.000 Mann und 43 Geschütze gingen verloren.

Die Folgen der Schlacht bei Kolin waren verhängnisvoll und gaben dem Feldzug, ja dem ganzen Krieg die entscheidende Wendung. Nicht bloß musste Böhmen unter beträchtlichen Verlusten geräumt werden, sondern nun drangen auch die ermutigten Feinde von allen Seiten auf den dem Untergang geweihten Gegner ein.

Ein französisches Heer unter Estrées besetzte die preußischen Gebiete westlich der Weser, besiegte den Herzog von Cumberland bei Hastenbeck (26. Juli), eroberte Hannover und Hessen und zwang die Cumberlandsche Armee durch die Konvention von Kloster-Zeven (8. September) zur Auflösung.

Die Russen unter Apraxin drangen in Ostpreußen ein und nötigten den preußischen Feldmarschall Lehwaldt durch die Schlacht bei Großjägersdorf am 30. August zur Räumung desselben.

Die Österreicher setzten sich in Oberschlesien und der Lausitz fest, erfochten hier am 7. September einen Sieg bei Moys und machten sich dadurch den Weg nach Breslau und Berlin frei, das im Oktober auch von einem Streifkorps unter Haddik auf kurze Zeit besetzt wurde.

Das preußische Heer war geschwächt, erschöpft und entmutigt, die Generale ohne Vertrauen auf neue Erfolge; selbst seine nächsten Verwandten gaben Friedrichs Sache verloren. Dieser jedoch, entschlossen zu siegen oder zu sterben, wandte sich mit der kleinen ihm gebliebenen Schar zuerst gegen die vereinigte französische und Reichsarmee, die bis Weißenfels vorgedrungen war, und brachte ihr am 5. November bei Roßbach eine vernichtende Niederlage bei. Dann brach er nach Schlesien auf, das durch den Sieg der Österreicher über Bevern am 22. November und die Einnahme von Breslau am 24. November ganz in deren Hände gefallen war.

Nachdem er die Reste der schlesischen Armee unter Zieten an sich gezogen hatte, griff Friedrich die fast dreimal stärkern Österreicher am 5. Dezember bei Leuthen an, errang einen vollständigen Sieg und befreite ganz Schlesien mit Ausnahme von Schweidnitz.

1758

Auch Ostpreußen wurde von den Russen wieder geräumt, und in England genehmigte König Georg II. auf den Rat Pitts die Konvention von Zeven nicht, sondern schloss am 11. April 1758 ein Bündnis mit Preußen, wonach dieses Hilfsgelder erhalten und ein neues verbündetes Heer in Hannover aufgestellt werden sollte.

Unter diesen Umständen glaubte Friedrich 1758 durch einen neuen Angriff auf Österreich dieses zum Frieden zwingen zu können. Nachdem er am 16. April Schweidnitz wiedererobert hatte, fiel er in Mähren ein, doch gelang es ihm weder, Olmütz zu überrumpeln, noch durch eine regelrechte Belagerung zur Übergabe zu zwingen.

Vielmehr sah er sich dadurch, dass die Österreicher unter Laudon seine direkte Verbindung mit Schlesien unterbrachen, genötigt, am 1. Juli die Belagerung aufzuheben und sich durch Böhmen über das Riesengebirge nach Mittelschlesien zurückzuziehen. Von hier eilte er nach der Mark, in welche die Russen unter Fermor nach erneuter Besetzung Ostpreußens vorgedrungen waren; Dohna zurückdrängend, hatten sie die Neumark verwüstet und Küstrin in Brand geschossen.

Friedrich griff sie am 25. August bei Zorndorf an und zwang sie nach hartnäckigem Widerstand zum Rückzug. Dann wandte er sich nach Sachsen, in welches Daun eingefallen war. Derselbe bezog feste Lager und vermied jeden Kampf; durch diese Untätigkeit unvorsichtig gemacht, ließ sich der König am 14. Oktober im Lager bei Hochkirch überfallen und erlitt eine empfindliche Niederlage.

Doch rückte er sofort in Gewaltmärschen nach Schlesien, entsetzte Neiße am 6. November und Kosel am 15. November und kehrte dann nach Sachsen zurück, das Daun nun räumte.

Im Westen hatte inzwischen der Herzog Ferdinand von Braunschweig mit dem verbündeten englisch-preußischen Heer die Franzosen aus Hannover und Westfalen vertrieben und sie am 23. Juni 1758 bei Krefeld besiegt.

1759

Als sich 1759 ein neues französisches Heer bei Frankfurt a. M. sammelte und nach Zurückweisung eines Angriffs der Verbündeten bei Bergen am 13. April durch Hessen bis zur Weser vordrang, wurde es am 1. August 1759 von Ferdinand bei Minden geschlagen und über Rhein und Main zurückgetrieben.

So hatte sich Friedrich zwar im Besitz seiner Lande behauptet, doch war es ihm nicht gelungen, durch einen entscheidenden Erfolg die feindliche Koalition zu sprengen. Und schon machte sich der Mangel an Geld, dem er durch das gefährliche Mittel der Münzverschlechterung abzuhelfen suchte, und an Offizieren und geschulten Soldaten geltend.

Die Feinde steigerten klugerweise diesen Mangel, indem sie die Kriegsgefangenen nicht auswechselten, was für Friedrich den weitern Nachteil hatte, dass er seine Gefangenen in den Festungen durch verstärkte Garnisonen bewachen lassen und so seine Feldarmee verringern musste.

Nur 130.000 Mann hatte er daher 1759 auf dem östlichen Kriegsschauplatz verfügbar, während Österreich und Russland mehr als 250.000 Mann ins Feld stellten und eine Vereinigung ihrer Streitkräfte planten.

Diese wollte Friedrich unter allen Umständen hindern und schickte den durch Polen heranrückenden Russen erst Dohna, dann Wedell entgegen, während er selbst Schlesien deckte.

Wedell wurde aber am 23. Juli bei Kay geschlagen, und nun konnte sich Laudon mit den Russen vereinigen.

Der König griff die Verbündeten am 12. August bei Kunersdorf an, erlitt aber, weil er sich mit einem halben Sieg nicht begnügen wollte, eine so furchtbare Niederlage, dass er selbst alles für verloren hielt und, um seine Streitkräfte für den letzten Verzweiflungskampf zusammenzuhaben, den Befehlshabern der Elbfestungen befahl, sie lieber zu räumen als es auf eine Einschließung ankommen zu lassen.

Durch die Uneinigkeit der Russen und Österreicher gewann er jedoch Zeit, sein zerstreutes Heer wieder zu sammeln, zu ordnen und zu vermehren.

Als "Mirakel des Hauses Brandenburg" (Miracle de la maison Brandenbourg) wird in diesem Zusammenhang, von Friedrich selbst in einem Brief an seinen Bruder Heinrich, der Rückzug der Russen nach Cottbus bezeichnet, dabei hätten diese durch die vernichtende Niederlage der preußischen Armee ohne Widerstand bis nach Berlin marschieren können.

Da die Russen, verdrießlich über Dauns Untätigkeit, im Oktober nach Polen zurückkehrten, konnte sich Friedrich nach Sachsen wenden, wo infolge seines Befehls Dresden, Torgau und Wittenberg den Österreichern und Reichstruppen geräumt worden waren und Daun daher eine starke Stellung einnahm.

Um diesen nicht nur zum Rückzug aus Böhmen zu nötigen, sondern ihm auf demselben noch empfindliche Verluste beizubringen, schickte der König den General v. Finck in das Erzgebirge, wo dieser jedoch am 21. November bei Maxen von Daun zur Kapitulation genötigt wurde. Die Österreicher blieben nun den Winter über in Sachsen, und Friedrich musste deshalb ein festes Lager bei Wilsdruff beziehen, in dem sein Heer wegen der strengen Kälte sehr litt.

1760

Im Januar 1760 versuchte der König vergeblich Dresden wieder zu erobern.

Inzwischen war Laudon in Schlesien eingefallen, hatte Fouqué am 23. Juni bei Landeshut vernichtet und Glatz erobert. Die Vereinigung, welche die österreichischen Feldherren Laudon, Lacy und Daun mit den Russen unter Soltikow planten, vereitelte Friedrich durch seinen Sieg bei Liegnitz über Laudon am 15. August, so dass sich die Russen und Österreicher mit der kurzen Besetzung Berlins durch Streifkorps zwischen dem 9. und 12. Oktober begnügen mussten.

Sachsen wurde, mit Ausnahme von Dresden, durch die Schlacht bei Torgau am 3. November wieder gewonnen.

Aber die Erschöpfung der Hilfsmittel Preußens nahm trotz des herben Druckes, mit dem er Sachsen belastete, aufs bedenklichste zu. Die Offiziere waren zum Teil halberwachsene Knaben, die meisten Soldaten ungeschulte Rekruten; nur wenige Veteranen waren noch übrig und erhielten im Heer den Friderizianischen Geist.

Der Mangel an Geld stieg dadurch aufs höchste, dass am 25. Oktober 1760 Georg II. von England starb und sein Nachfolger Georg III. zwar das Bündnis mit Preußen nicht aufhob, aber keine Subsidien mehr zahlte.

1761

Mit Mühe konnte der König 1761 ein Heer von 96.000 Mann den 230.000 Mann Russen und Österreichern entgegenstellen.

Auf einen Angriff musste er daher verzichten und sich, während Prinz Heinrich Sachsen deckte, in Schlesien damit begnügen, den vereinigten Österreichern (unter Laudon) und Russen (unter Buturlin) gegenüber bei Bunzelwitz (Königszelt) ein festes Lager aufzuschlagen und dasselbe so lange zu behaupten, bis Mangel an Lebensmitteln und Uneinigkeit mit Laudon 10. Sept. Buturlin zum Abmarsch nach Polen bewogen.

Ein empfindlicher Verlust war aber 1. Oktober die Überrumpelung der Festung Schweidnitz durch Laudon, der am 16. Dezember die Eroberung Kolbergs durch die Russen folgte.

Obwohl der Herzog von Braunschweig am 15. und 16. Juli 1761 bei Villinghausen über die Franzosen gesiegt hatte, war dennoch die Lage des Königs verzweifelt: Schlesien, Sachsen und Pommern waren nur noch zum Teil in seiner Gewalt, der Rest seines Gebiets an Menschen und Geld völlig erschöpft und die Hoffnung auf Englands Hilfe durch den Sturz Pitts im Herbst  vereitelt.

1762


Trotz seiner unermüdlichen Tätigkeit in der Ergänzung und Verbesserung des Heers schien Friedrich nach menschlicher Voraussicht verloren.

Der Tod der russischen Kaiserin Elisabeth am 5. Januar 1762 änderte die ganze Lage der Dinge mit einem Schlag. Der neue Zar, Peter III., ein Bewunderer Friedrichs, schloss bereits am 16. März zu Stargard einen Waffenstillstand und am 5. Mai zu Petersburg Frieden mit Preußen, wechselte die Gefangenen aus, räumte ohne Entschädigung die preußischen Provinzen und bewog auch Schweden zum Frieden von Hamburg (22. Mai).

Im Juni schloss Peter III. ein Bündnis mit Preußen und ließ 20.000 Mann unter Tschernitschew zum Heer des Königs stoßen. Dieser war vor allem darauf bedacht, Schlesien wieder zu erobern, das Daun mit 90.000 Mann besetzt hielt.

Der Sturz Peters III. und die Thronbesteigung Katharinas II. am 9. Juli 1762 drohten die für Friedrich glückliche Wendung der Dinge wieder in Frage zu stellen. Doch gelang es Friedrich noch, vor Tschernitschews Abmarsch das feste Lager Dauns bei Burkersdorf am 21. Juli zu erstürmen, denselben zum zweiten Mal am 16. August bei Reichenbach zu schlagen und am 9. Oktober Schweidnitz wieder zu erobern, womit ganz Schlesien außer Glatz wieder gewonnen war.

Auch der befürchtete neue Krieg mit Russland trat nicht ein; Katharina bestätigte den Frieden vom 5. Mai und hielt sich neutral. Sachsen befreite Prinz Heinrich durch seinen Sieg über die österreichischen und Reichstruppen bei Freiberg am 29. Oktober. Im Westen endlich überfiel Herzog Ferdinand die Franzosen 24. Juni bei Wilhelmsthal und eroberte 31. Oktober Kassel wieder.

Da Frankreich auch zur See England nicht gewachsen war, gab es den Kampf auf, und am 3. November 1762 wurden zu Fontainebleau die Friedenspräliminarien und am 10. Februar 1763 zu Paris der Friede zwischen Frankreich und England unterzeichnet, in welchem ersteres Kanada abtrat und sich verpflichtete, am Kampf in Deutschland nicht mehr teilzunehmen.

Dies nötigte auch die deutschen Reichsstände, Frieden mit Preußen zu schließen, umso mehr, da ein preußisches Streifkorps unter General Kleist im November 1762 in Süddeutschland bis zur Donau vor drang, Nürnberg einnahm und überall, ohne Widerstand zu finden, hohe Kontributionen erpresste.

Maria Theresia war nun von der lästigen Verpflichtung, ihre deutschen Verbündeten bei gemeinschaftlichem Friedensschluss für ihre Kriegskosten und Verluste schadlos zu halten, befreit, und da Friedrich mit Macht für den neuen Feldzug rüstete, den er 1763 mit 200.000 Mann eröffnen wollte, Österreichs Streitmittel aber erschöpft waren, zeigte sie sich zu Friedensverhandlungen geneigt, die am 15. Februar 1763 zum Frieden von Hubertusburg führten; derselbe stellte den Stand der Dinge vor dem Krieg her.

Friedrich der Grosse behauptete in dem langen Krieg, der seinen Landen schwere Wunden zufügte, nur seinen Besitz, machte keine neuen Eroberungen und erhielt auch keine Entschädigung für seine großen Verluste; aber indem er sich sieben Jahre lang gegen eine europäische Koalition siegreich verteidigte, errang er nicht nur für Preußen einen Platz unter den Großmächten Europas, sondern verschaffte seinem Staat und Volk auch ein moralisches Übergewicht in Deutschland, während Österreich, das fremden Mächten deutsches Gebiet preiszugeben geneigt gewesen war, in der Achtung sank.

Literatur

1756 - Schlacht von Minorca

Am 20. Mai 1756 fand vor Minorca eine denkwürdige Schlacht statt, welche zwar materiell nicht gewaltig war, deren Echo jedoch das Handeln von vielen englischen Offizieren beeinflusst hat.

Diese Schlacht war ein Teil des Siebenjährigen Krieges der ein vorläufiger Höhepunkt der langen Kriege zwischen England und Frankreich war. Viele Pläne und Strategien aus diesem Krieg sollten 50 Jahre später, zur Hochzeit Napoleons, immer noch Gültigkeit haben.

England und Preußen waren miteinander verbündet, während sich Österreich auf die Seite Frankreichs geschlagen hatte. Die österreichischen Niederlande, das spätere Belgien, waren damit unter dem Einfluss der Franzosen und die Gefahr einer Invasion auf englischem Boden vielleicht nie höher. Der Plan von Marschall Fouqet Duc de Belle-Isle sah vor, dass eine gleichzeitige Landung in England, Irland und Schottland stattfinden sollte. Wie einige Jahrzehnte später wurden Soldaten an den Kanal und die Biskaya verlegt um die Invasion durchzuführen. Zugleich sollte ein Angriff auf Minorca stattfinden um die britischen Kräfte im Mittelmeer zu binden.

Letztendlich ist von dem Plan bis auf den Angriff auf Minorca nichts übrig geblieben. Die Vorraussetzungen für eine Invasion waren auf französischer Lage in keinster Weise vorhanden, dennoch lebten die Engländer in größter Angst vor dem gefürchteten Sprung über den Kanal. Minorca war seit dem französischen Unabhängigkeitskrieg in den Händen der Briten und für die Präsenz im Mittelmeer enorm wichtig.

Im April 1756 landeten 15.000 französische Soldaten auf Minorca. 3.000 Mann auf der Insel und ein kleines Geschwader unter dem Kommando von Kommodore Edgecumbe konnten die Einnahme nicht verhindern. Die Soldaten zogen sich in die Festung Fort St. Philip zurück und Kommodore Edgecumbe nahm Kurs auf Gibraltar.

Admiral John Byng wurde mit 10 Linienschiffen ins Mittelmeer beordert. Soweit möglich sollte Minorca beschützt, auf jeden Fall Gibraltar gesichert werden. Am 2. Mai erreichte Byng Gibraltar und erfuhr von Edgecumbe von der Einnahme Minorcas. Mit insgesamt 13 Linienschiffen machte er sich auf den Weg die Insel zu befreien.

Am 19. Mai erreichte Admiral Byngs Flotte Minorca. Bereits am Abend konnte die französische Flotte ausgemacht werden, aber erst der nächste Tag sollte die Entscheidung bringen. Am folgenden Morgen wurden die Franzosen im Süden und Osten gesichtet. Byng befahl die Schlachtlinie in zwei Divisionen zu bilden und auf Admiral Galissonniére zuzuhalten. Geschickt brachte sich Byng in Position und gegen Mittag liefen die englische und französische Schlachtlinie aufeinander zu.

Gegen 13.00 lagen beide Schlachtlinien fast parallel, jedoch in zu großem Abstand. Byngs Plan bestand darin mit seiner Vorhut die französische Nachhut zu passieren um nach einer Wende im spitzen Winkel den Gegner in Dwarslinie anzugreifen.

Nachdem Byng den Befehl für die Wende gab sollte die Defiance, das Spitzenschiff der Division unter dem Kommando von Konteradmiral West, steuerbord abfallen und das führende französische Schiff angreifen. Aber die Defiance griff nicht an, sondern blieb zu lange auf parallelem Kurs zum Gegner. Als endlich Byngs Befehle verstanden wurden war es schon zu spät. Der entscheidende Moment war verpasst. Byng blieb nichts anderes übrig als den Feuerbefehl zu geben und Wests Division ging in den Kampf. Dabei wurden sie so stark beschädigt, dass die Intrepid außer Gefecht gesetzt wurde und nun genau auf dem Kurs der zweiten Division lag.

Die erste Division war bereits eine halbe Stunde im Kampf als Byngs Schiffe aktiv in die Schlacht eingriffen. Zu diesem Punkt offenbart sich Byngs wohl größter Fehler. Anstatt allen Schiffen den Angriffsbefehl zu geben, versuchte er wieder Ordnung in seine Linie zu bekommen. Auch Admiral Galissonniére kann man eine verpasste Chance nachsagen. Die schwer beschädigte erste Division hätte er mit seiner kompletten Linie passieren und nach einer Halse von beiden Seiten beschießen können. Er hielt sich auch seine Vorgaben und versuchte nicht die endgültige Entscheidung zu suchen. Wichtiger war es Minorca auch weiterhin schützen zu können.

Admiral Galissonniére entschloss sich nun das Gefecht zu beenden und setze seinen Kurs fort. Byng war nicht in der Lage den Befehl "Jagd frei" zu geben, da dieser nach dem Willen der Admiralität nur gegeben werden durfte, wenn der Gegner erheblich unterlegen oder weitgehend niedergekämpft war.

Byng rief einen Kriegsrat ein und man beschloss erstmal nach Gibraltar zurückzukehren. Etwa einen Monat später fiel die Festung auf Minorca und die englischen Soldaten ergaben sich.

Der Verlust von Minorca war natürlich ein herber Verlust für England und in Anbetracht der großen Sorgen brauchte man einen Sündenbock. So dauerte es nicht lange bis Admiral Byng vor ein Kriegsgericht gestellt wurde. Er wurde von der Anklage der Feigheit vor dem Feind freigesprochen. Doch man beschuldigte ihn ebenfalls für den Sieg gegen die französische Flotte nicht sein Äußerstes getan zu haben und verurteilte ihn zum Tode. Am 14. März 1757 wurde er in Portsmouth hingerichtet.