Caulaincourt, Armand Augustin Louis

Caulaincourt (spr. kolängkuhr), Armand Augustin Louis, Graf von, Herzog von Vicenza, franz. Staatsmann, geb. 9. Dez. 1772 zu Caulaincourt (Aisne), trat schon im 15. Jahr in die Armee, ward 1792 Kapitän und Generalstabsoffizier, aber als verdächtiger Adliger verhaftet.

Wieder frei, diente er drei Jahre als Grenadier und reitender Jäger, begleitete den General Aubert Dubayet als Adjutant nach Konstantinopel, darauf einen türkischen Gesandten nach Paris, wurde Eskadronschef und dann Oberst eines Karabinierregiments, an dessen Spitze er sich im Feldzug von 1800 auszeichnete.

Nach Alexanders I. Thronbesteigung wurde er zur Anknüpfung friedlicher Beziehungen zu Rußland nach Petersburg geschickt und nach seiner Rückkehr dritter Adjutant des Ersten Konsuls und Brigadegeneral. Nach Napoleons Kaiserkrönung ward er 1805 zum Divisionsgeneral und zum Herzog von Vicenza ernannt.

Als Adjutant und Großstallmeister des Kaisers war C. seitdem fast beständig in der nächsten Umgebung desselben; 1807 wurde er zum Gesandten in Petersburg ernannt, aber auf seine Bitte 1811 zur Armee zurückversetzt. Er war Napoleons Begleiter auf dessen eiliger Flucht aus Rußland, ward dann aber wegen seiner wiederholten Opposition gegen des Kaisers Maßregeln von den Geschäften fern gehalten.

1813 wurde C. mit der diplomatisch-politischen Korrespondenz beauftragt, schloß den Waffenstillstand zu Poischwitz ab und wohnte dem Kongreß zu Prag, sodann 1814 als Minister des Auswärtigen dem Kongreß von Châtillon bei. Er vertrat bis zuletzt die Interessen Napoleons und setzte es durch, daß diesem wenigstens Elba blieb; er wurde daher auch durch die Bourbonen genötigt, Paris zu verlassen.

Während der Hundert Tage war C. abermals Minister des Auswärtigen, wurde Pair, nahm an den geheimen Beratungen der Kammer über die zweite Abdankung des Kaisers teil und war auch Mitglied der Regierungskommission. Nach dem zweiten Einzug Ludwigs XVIII. auf die Proskriptionsliste gesetzt, aber auf Verwenden des Kaisers Alexander wieder gestrichen, durfte er zwar in Frankreich bleiben, verlor aber 1815 seine Pairswürde.

Verfolgungen von seiten der Ultraroyalisten bewogen ihn endlich, sich auf sein Landgut zurückzuziehen und bloß seiner Familie und der Landwirtschaft zu leben. C. starb 19. Febr. 1827 in Paris. Seine Memoiren erschienen 1837-40 unter dem Titel: "Souvenirs du duc de Vicence". - Sein ältester Sohn war unter dem zweiten Kaiserreich Senator. Ein jüngerer Bruder, Graf Augustin Jean Gabriel de C., geb. 1777, fiel als Divisionsgeneral in der Schlacht bei Borodino 7. Sept. 1812.


Meyers Konversationslexikon von 1888
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